1 Darauf antwortete Hiob folgendermaßen:
2 »Gewiss, ich weiß, dass es sich so verhält, und wie könnte ein Mensch Gott gegenüber recht behalten? (Hiob 25,4) 3 Wenn es ihn gelüstete, sich mit Gott in einen Rechtsstreit einzulassen, so könnte er ihm auf tausend Fragen keine einzige Antwort geben. (Ps. 19,13) 4 Ist einer auch reich an Klugheit und stark an Kraft: wer hat ihm (Gott) je getrotzt und ist heil davongekommen?
5 Er ist es ja, der Berge versetzt, ohne dass sie es merken, der sie in seinem Zorn umkehrt; 6 er macht die Erde aufbeben von ihrer Stätte, dass ihre Säulen ins Wanken geraten; 7 er gebietet der Sonne, so geht sie nicht auf, und legt die Sterne unter Siegel; 8 er spannt das Himmelszelt aus, er allein, und schreitet hoch auf den Meereswogen einher; (Jes. 40,22) 9 er hat das Bärengestirn und den Orion geschaffen, das Siebengestirn und die Kammern (d.h. die Sternbilder) des Südens; (Hiob 38,31; Amos 5,8; Jes. 13,10) 10 er vollführt große Dinge, dass sie nicht zu erforschen sind, und Wunderwerke, dass man sie nicht zählen kann. (Hiob 5,9)
11 Siehe, er geht an mir vorüber, doch ich sehe ihn nicht; er schwebt dahin, doch ich nehme ihn nicht wahr. 12 Wenn er hinwegrafft – wer will's ihm wehren? Wer darf zu ihm sagen: „Was machst du da?“« 13 »Gott lässt von seinem Zorn nicht ab – unter ihn haben sich sogar die Helfer Rahabs beugen müssen –, (Hiob 26,12) 14 geschweige denn, dass ich ihm Rede stehen könnte und ihm gegenüber die rechten Worte zu wählen wüsste. 15 Wenn ich auch im Recht wäre, könnte ich ihm doch nicht antworten, sondern müsste ihn als meinen Richter noch anflehen!
16 Selbst wenn ich ihn vor Gericht zöge und er mir Rede stünde, würde ich doch nicht glauben, dass er meinen Aussagen Gehör schenkte; 17 nein, er würde im Sturmesbrausen mich zermalmen und meine Wunden ohne Ursache zahlreich machen; 18 er würde mich nicht zu Atem kommen lassen, sondern mich mit bitteren Leiden sättigen. 19 Kommt es auf die Kraft des Starken an, so würde er sagen: „Hier bin ich!“, und handelt es sich um ein Rechtsverfahren: „Wer will mich vorladen?“ (Hiob 9,33) 20 Wäre ich auch im Recht, so müsste doch mein eigener Mund mich verdammen, und wäre ich schuldlos, so würde er mich doch als schuldig erscheinen lassen.«
21 »Schuldlos bin ich! Mir liegt nichts an meinem Leben; ich achte mein Dasein für nichts! 22 Es kommt auf eins heraus, darum spreche ich es frei aus: Den Unschuldigen vernichtet er wie den Bösewicht. (Hiob 8,20; Pred. 9,2-3) 23 Wenn die Geißel (schwerer Volksplagen) jähen Tod bringt, so lacht er über die Verzweiflung der Unschuldigen. 24 Ist ein Land in die Hand eines Frevlers gegeben, so verhüllt er die Augen seiner Richter; wenn er es nicht tut – wer denn sonst?
25 Und meine Tage eilen schneller dahin als ein Läufer, sind entschwunden, ohne das Glück gesehen zu haben; 26 sie sind dahingeschossen wie Rohrkähne, wie ein Adler, der auf seine Beute stößt. 27 Wenn ich mir vornehme: „Ich will meinen Jammer vergessen, will mein finsteres Aussehen abtun und heiter blicken!“, 28 so fasst mich doch immer wieder ein Schauder vor allen meinen Schmerzen; ich weiß ja, dass du (o Gott) mich nicht für schuldlos erklären wirst.« 29 »Ich muss nun einmal als schuldig gelten: wozu soll ich mich da noch vergebens mühen? 30 Wenn ich mich auch mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte, 31 so würdest du mich doch in die schlammgefüllte Grube eintauchen, so dass meine eigenen Kleider sich vor mir ekelten.
32 Denn Gott ist nicht ein Mann wie ich, dass ich ihm Rede stünde, dass wir zusammen vor Gericht treten könnten; 33 es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, der seine Hand auf uns beide legen könnte. 34 Er nehme seine Rute von mir weg und lasse seinen Schrecken mich nicht mehr ängstigen: 35 so will ich reden, ohne mich vor ihm zu fürchten; denn nicht also (= solcher Dinge) bin ich's mir bewusst (dass ich ihn fürchten müsste).«
Luther (1912) Luther (Strongs) Elberfelder (1905) NeÜ bibel.heute (2019) Schlachter (1951) Vers für Vers Vergleich
Digitalisierte historische Bibelausgaben des 16. und 18. Jh. (auf bibellogos.info): Hebräisch: Hiob 8,11 bis 9,26; Hiob 9,27 bis 11,2; Luther (1570): Hiob 7,10 bis 9,5; Hiob 9,5 bis 10,11
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2»Menschensohn, rede zu deinen Volksgenossen und sage zu ihnen: Wenn ich das Schwert (= Krieg) über ein Land kommen lasse und das Volk des Landes einen Mann aus seiner Gesamtheit wählt und ihn für sich zum Wächter bestellt, 3und der sieht das Schwert (= den bewaffneten Feind) in das Land einbrechen und stößt in die Trompete und warnt dadurch das Volk – 4wenn dann einer zwar den Schall der Trompete hört, aber sich nicht warnen lässt, so dass der bewaffnete Feind kommt und ihn ums Leben bringt, so soll die Schuld an seinem Tode ihm selbst beigemessen werden; 5er hat ja den Schall der Trompete gehört, aber sich nicht warnen lassen: er hat seinen Tod selbst verschuldet; denn hätte er sich warnen lassen, so würde er sein Leben gerettet haben. 6Wenn aber der Wächter den bewaffneten Feind kommen sieht und nicht in die Trompete stößt, so dass das Volk ungewarnt bleibt, und der bewaffnete Feind kommt und bringt einen von ihnen ums Leben, so wird der Betreffende zwar infolge seiner Sündenschuld weggerafft, aber für den Verlust seines Lebens werde ich den Wächter verantwortlich machen.« 7»Du nun, Menschensohn – dich habe ich zum Wächter für das Haus Israel bestellt, damit du sie, wenn du ein Wort aus meinem Munde vernommen hast, in meinem Namen warnst. 8Wenn ich zu dem Gottlosen sage: „Gottloser, du musst des Todes sterben!“, du aber nichts sagst, um den Gottlosen vor seinem bösen Wandel zu warnen, so wird er, der Gottlose, zwar sein Leben um seiner Verschuldung willen verlieren, aber für den Verlust seines Lebens werde ich dich verantwortlich machen. 9Wenn du aber deinerseits den Gottlosen vor seinem bösen Wandel gewarnt hast, damit er von ihm umkehre, er sich aber von seinem Wandel nicht abbringen lässt, so wird er zwar um seiner Verschuldung willen sterben, du aber hast dein Leben gerettet.«
Hesek. 33,2 bis Hesek. 33,9 - Menge (1939)