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Bekenntnisschriften

Martin Luther war nach langem innerem Kampf zur Erkenntnis des Evangeliums durchgedrungen und hatte erkannt: dass im Evangelium geoffenbart wird die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die aus Glauben in Glauben kommt, wie denn geschrieben steht: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben“. (Römer 1,17). Infolgedessen erkannte er viele Missstände in der alten Kirche, die sich vor allem in dem unbiblischen „Ablasshandel zur Sündenvergebung“, Prunk und weltlicher Macht der Kirche und vieles mehr äußerte.

Die Reformation der Kirche begann mit der Erkenntnis Luthers und nahm ihren äußeren Lauf mit der Niederschrift der 95 Thesen (1517). In der Folgezeit kam es zu vielen schriftlichen und mündlichen Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern aus der katholischen Kirche. 1521, auf dem Reichstag in Worms, wo Luther seine Thesen und Schriften widerrufen sollte und dies verweigerte, wurde über ihm die Reichsacht verhängt, d.h. er war vogelfrei und jedermann konnte ihn ungestraft töten. Auch seine Schriften waren verboten und sollten verbrannt werden. Trotz der Widerstände verbreitete sich das Evangelium, und bis 1530 waren Preußen, Kursachsen, Hessen, Fränkisch-Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Anhalt, Magdeburg, Bremen, Nürnberg und viele andere deutsche Reichsstädte zum Evangelium übergetreten.

Martin Luther wollte durch seine Predigten ermahnen, erbauen, trösten und belehren. Seit 1516 predigte er den Inhalt des Katechismus. 1523 führte er in Wittenberg regelmäßige Katechismuspredigten ein. Luther war über den desolaten Glaubenszustand in vielen Gemeinden erschrocken und wollte das Bemühen der Pfarrer durch geordneten Unterricht durch Hausväter und Obrigkeit stärken. Im Großen Katechismus (1529) bietet Luther eine Art Lehrerhandbuch, das gleichzeitig Meditationsbuch für den Pfarrer ist. Mit Hilfe des Kleinen Katechismus (1529) verdichtet Luther die Schrift auf das Fundamentale.

Die Hinwendung zum Evangelium hatte aber auch eine politische Komponente, und so sahen Kaiser Karl V. und der Papst ihre Macht und finanziellen Einkünfte schwinden. Um dem zu wehren berief der Kaiser 1530 einen Reichstag nach Augsburg ein, auf dem sich die evangelisch gewordenen Länder und Städte erklären sollten. Zur Rechtfertigung ihres Glaubens verfasste Melanchthon auf Veranlassung des Kurfürsten Johann von Sachsen (Beiname der Beständige) eine Bekenntnisschrift. Die Augsburger Konfession von 1530 umfasst in 21 Artikeln die Grundlage des evangelischen Glaubens begründet aus der Heiligen Schrift. Diese Artikel handeln von Gott der allerheiligsten Dreieinigkeit, von der Erbsünde, von Christus, von der Rechtfertigung, vom heiligen Predigtamt, von guten Werken, von der christlichen Kirche, von Heuchlern und bösen Kirchendienern, von der Taufe, vom Heiligen Abendmahl, von der Beichte, von der Buße, vom Gebrauch der Sakramente, vom Kirchen-Regiment, von der Kirchenordnung, vom weltlichen Regiment, vom Jüngsten Gericht, vom freien Willen, von der Ursache der Sünde, vom Glauben und guten Werken und vom Dienst der Heiligen.

Darüber hinaus werden in weiteren 7 Artikeln die päpstlichen Missbräuche aufgezählt und auf der Grundlage der Heiligen Schrift verworfen. Diese handeln von beider Gestalt des Sakraments, vom Ehestand der Priester, von der Messe, von der Beichte, vom Unterschied der Speise, von Klostergelübden und schließlich von der Gewalt der Bischöfe.

Der Reichstag verlief für die evangelischen Länder und Städte ungünstig, und es konnte keine Einigung erzielt werden, da Kaiser und Papst darauf bestanden, dass die Evangelischen wieder zum Katholizismus zurückkehren sollten.

Nach Luthers Tod und insbesondere nach dem Schmalkaldischen Krieg1 und dem Interim von 15482 kam es zu innerprotestantischen Streitigkeiten. Um diese zu befrieden und die Evangelischen erneut unter einem Bekenntnis zu einen wurde das Konkordienbuch verfasst. Dazu diente die durch die Konkordienformel vorgenommene Interpretation der Confessio Augustana und die Zusammenstellung von theologisch maßgeblichen und die Theologie Martin Luthers unterstützenden bzw. repräsentierenden Schriften nach Art einer Sammlung normgebender Schriften für Glauben, Lehre und Bekenntnis. Das Konkordienbuch beinhaltet als grundlegende lutherische Bekenntnisschriften: die drei Altkirchlichen Symbole (die Bekenntnisse Apostolicum, Nicaenum und Athanasianum), die Augsburgische Konfession (Confessio Augustana), die Apologie des Augsburger Bekenntnisses, die Schmalkaldischen Artikel von 1537 mit dem Anhang Philipp Melanchthons von der Gewalt und Obrigkeit des Papstes, den Kleinen Katechismus Martin Luthers mit angehängtem Trau- und Taufbüchlein, den Großen Katechismus Luthers sowie die eigentliche Konkordienformel.

Confessio Augustana (1530; gedruckt 1730) Concordia - Christliches, Wiederholtes einmütiges Bekenntnis ... (1580)

Die drei Hauptsymbole

Das Symbolum Apostolicum

Ich glaube an Gott Vater Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden.

Und an Jesus Christus seinen einigen Sohn, unseren HERRN, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten hat unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, ist niedergefahren zur Hölle, am dritten Tag wieder auferstanden von den Toten. Aufgefahren gen Himmel, sitzet zur Rechten Hand Gottes des Allmächtigen Vaters. Von dannen er zukünftig ist, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben, Amen.

Das Symbolum Nicenum3

Ich glaube an einen einigen Allmächtigen Gott, den Vater, Schöpfer Himmels und der Erden, alles was sichtbar und unsichtbar ist. Und an einen einigen Herrn Jesus Christus, Gottes einigen Sohn, der vom Vater geboren ist, vor der ganzen Welt. Gott von Gott, Licht von Licht, wahrhaftiger Gott von wahrhaftigem Gott. Geboren, nicht geschaffen, mit dem Vater in einerlei Wesen, durch welchen alles geschaffen ist. Welcher um uns Menschen und um unserer Seligkeit willen vom Himmel gekommen ist und hat menschliche Natur an sich genommen, durch den Heiligen Geist, von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Auch für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus gelitten, gestorben und begraben und am dritten Tag auferstanden nach der Schrift und ist aufgefahren gen Himmel, und sitzt zur Rechten des Vaters. Und wird wiederkommen mit Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten, des Reich kein Ende haben wird.

Und an den Herrn den Heiligen Geist, der da lebendig macht, der vom Vater und dem Sohn ausgeht, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und zugleich geehrt wird, der durch die Propheten geredet hat.

Und eine einige heilige christliche apostolische Kirche.

Ich bekenne eine einige Taufe, zur Vergebung der Sünde, und warte auf die Auferstehung der Toten und ein Leben der zukünftigen Welt, Amen.

Das Symbolum Athanasii

Wer da will selig werden, der muss vor allen Dingen den rechten christlichen Glauben haben. Wer denselben nicht ganz und rein hält, der wird ohne Zweifel ewig verloren sein.

Dies ist aber der rechte christliche Glaube, dass wir ein einigen Gott in drei Personen, und drei Personen in einiger Gottheit ehren. Und nicht die Personen ineinander mengen, noch das göttliche Wesen zertrennen.

Eine andere Person ist der Vater, eine andere ist der Sohn, eine andere der Heilige Geist. Aber der Vater und Sohn und Heiliger Geist ist ein einiger Gott, gleich in der Herrlichkeit, gleich in ewiger Majestät. Welcherlei der Vater ist, solcherlei ist der Sohn, solcherlei ist auch der Heilige Geist.

Der Vater ist nicht geschaffen, der Sohn ist nicht geschaffen, der Heilige Geist ist nicht geschaffen. Der Vater ist unmesslich, der Sohn ist unmesslich, der Heilige Geist ist unmesslich. Der Vater ist ewig, der Sohn ist ewig, der Heilige Geist ist ewig. Und sind doch nicht drei Ewige, sondern es ist ein Ewiger. Gleich wie auch nicht drei Ungeschaffene, noch drei Unmessliche, sondern es ist ein Ungeschaffener und ein Unmesslicher. Also auch, der Vater ist allmächtig, der Sohn ist allmächtig, der Heilige Geist ist allmächtig. Und sind doch nicht drei Allmächtige sondern es ist ein Allmächtiger. Also, der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der Heilige Geist ist Gott. Und sind doch nicht drei Götter, sondern es ist ein Gott. Also, der Vater ist der Herr, der Sohn ist der Herr, der Heilige Geist ist der Herr. Und sind doch nicht drei Herren, sondern es ist ein Herr.

Denn gleich wie wir müssen, nach christlicher Wahrheit, eine jegliche Person für sich, Gott und Herrn bekennen. Also können wir im christlichen Glauben nicht drei Götter oder drei Herren nennen. Der Vater ist von niemand, weder gemacht, noch geschaffen, noch geboren. Der Sohn ist allein vom Vater, nicht gemacht noch erschaffen, sondern geboren. Der Heilige Geist ist vom Vater und Sohn, nicht gemacht, nicht geschaffen, nicht geboren, sondern ausgehend.

So ist es nun ein Vater, nicht drei Väter, ein Sohn, nicht drei Söhne, ein heiliger Geist, nicht drei Heilige Geiste. Und in diesen drei Personen ist keine die erste, keine die letzte, keine die größte, keine die kleinste. Sondern alle drei Personen sind miteinander gleich ewig, gleich groß. Auf dass also, wie gesagt ist, drei Personen in einer Gottheit, und ein Gott in drei Personen geehrt werde. Wer nun will selig werden, der muss also von den drei Personen in Gott halten.

Es ist aber auch not zur ewigen Seligkeit, dass man treulich glaube, dass Jesus Christus unser Herr sei wahrhaftiger Mensch. So ist nun dies der rechte Glaube, so wir glauben und bekennen, dass unser Herr Jesus Christus Gottes Sohn, Gott und Mensch ist. Gott ist er aus des Vaters Natur vor der Welt geboren, Mensch ist er aus der Mutter Natur in der Welt geboren. Ein vollkommener Gott, ein vollkommener Mensch mit vernünftiger Seele und menschlichem Leib. Gleich ist er dem Vater nach der Gottheit, kleiner ist er denn der Vater nach der Menschheit. Und wiewohl er Gott und Mensch ist, so ist er doch nicht zwei, sondern ein Christus. Einer, nicht dass die Gottheit in die Menschheit verwandelt sei, sondern dass die Gottheit hat die Menschheit an sich genommen. Ja einer ist Er, nicht dass die zwei Naturen vermengt sind, sondern dass er eine einige Person ist.

Denn gleich wie Leib und Seele ein Mensch ist, so ist Gott und Mensch ein Christus. Welcher gelitten hat um unserer Seligkeit willen, zur Hölle gefahren, am dritten Tag auferstanden von den Toten. Aufgefahren gen Himmel, sitzt zur Rechten Gottes des Allmächtigen Vaters. Von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und Toten, und zu seiner Zukunft müssen alle Menschen auferstehen mit ihren eigenen Leibern. Und müssen Rechenschaft geben, was sie getan haben. Und welche Gutes getan haben werden ins ewige Leben gehen, welche aber Böses getan haben, ins ewige Feuer.

Das ist der rechte christliche Glaube, wer denselben nicht fest und treulich glaubt, der kann nicht selig werden.

 


Anmerkungen:

1 Der Schmalkaldische Krieg wurde von 1546 bis 1547 von Kaiser Karl V. gegen den Schmalkaldischen Bund, ein Bündnis protestantischer Landesfürsten und Städte unter der Führung von Kursachsen und Hessen, geführt. Dabei versuchte der Kaiser, im „Heiligen Römischen Reich“ den Protestantismus zurückzudrängen und gegenüber den Reichsständen die kaiserliche Macht zu stärken.

2 Als Augsburger Interim wird eine Verordnung Kaiser Karls V. bezeichnet, mit der er nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund seine religionspolitischen Ziele im „Heiligen Römischen Reich“ durchsetzen wollte. Das 1548 als Reichsgesetz erlassene Interim sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse regeln, bis ein allgemeines Konzil über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche endgültig entschieden hätte.

3 Das Symbolum Nicenum geht zurück auf das Bekenntnis des ersten Konzils von Nicäa (325 n.Chr.)