Sie werden euch in den Bann tun. Es kommt aber die Zeit, dass wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran.
1520 hatte Luther die drei wichtigen Bücher geschrieben, von denen wir eben geredet haben. Daneben hatte er unermüdlich an der Universität in Wittenberg gelehrt und in der Stadtkirche gepredigt, und die Zahl der Studenten hatte sich seit dem Beginn des Reformationswerkes am 31. Oktober 1517 verdreifacht. Luther hatte täglich 400 Studenten als Zuhörer. Ihm stand seit 1518 ein junger Mann als Freund und Lehrer der Universität zur Seite, dessen Name fortan stets mit Luthers Namen zusammen genannt wurde, Philipp Melanchthon. Der aus Bretten in der Pfalz stammende, der besonders die griechische Sprache ausgezeichnet verstand und schon mit 17 Jahren Magister geworden war, war 14 Jahre jünger als Luther (geboren 1497) und hatte sich von Anfang an der reinen Lehre zugewendet. Bei der Disputation in Leipzig war er als Zuhörer dabei gewesen. Dr. Eck aus Ingolstadt, Luthers Gegner, war gleich nach der Disputation nach Rom gereist, um beim Papst Luthers Verbannung als Ketzer zu erwirken. Dabei hatte er natürlich wenig Mühe und konnte bald (im September 1520) mit einer päpstlichen Bulle (so nannte man die wichtigeren Verordnungen der Päpste) nach Deutschland zurückkehren, in der 41 Sätze Luthers als ketzerisch verdammt und seine Bücher zur öffentlichen Verbrennung verurteilt wurden. Luther selbst wurde ein Schwein, ein wilder Eber genannt, der in den Weinberg des Herrn eingebrochen sei, um ihn abzuweiden und zu zerstören. Eine Frist von sechzig Tagen wurde ihm gegeben, wenn er dann nicht alles widerrufen würde, solle er endgültig in den Bann getan werden. In dieser Bulle zeigte sich so deutlich das widerchristliche Wesen des Papsttums, denn als eine Hauptketzerei war es verdammt worden, dass Luther gesagt hatte: Ketzer verbrennen sei Sünde und gegen Gottes Willen. Dies leichte und bequeme Mittel, die lästigen Zeugen des reinen Evangeliums mundtot zu machen, wollte sich der Papst doch nicht nehmen lassen.
Diese Bulle erregte in Deutschland weithin Zorn oder Verachtung. Man riss sie ab, wo sie angeschlagen waren oder duldete es nicht, dass sie angeschlagen wurden. Jedenfalls kümmerte sich Niemand um sie. Besonders einige einflussreiche Ritter waren empört über Roms Tyrannei und boten Luther auf ihren Burgen Schutz an, sie wollten für ihn sogar das Schwert ziehen. Aber Luther lehnte alle menschlichen Waffen und menschliche Gewalt ab. Seine Waffen waren das Gebet und der unerschütterliche Glaube an Gottes Wort. Nur durch das Wort allein wollte er Gottes Sache führen. „Ich möchte nicht, dass man mit Gewalt und Mord für das Evangelium stritte; durch das Wort ist die Welt überwunden; durchs Wort ist die Kirche erhalten worden, durchs Wort wird sie auch wieder hergestellt werden!“ so sprach er in jener Zeit. – Zuerst konnte er kaum glauben, dass die Bulle echt sei. Er traute es dem Papst noch immer nicht zu, dass er so ungerecht, so ohne Verhör und Untersuchung ihn und mit ihm das Evangelium verdammen könnte und so wiederholte er seinen Apell an ein Konzil. Als er dann einsehen musste, dass die Bulle in der Tat vom Papst geschrieben war, und hörte wie man an einigen Orten tatsächlich seine Schriften verbrannt hatte, wollte er dem Papst durch die Tat beweisen, dass er weder widerrufen würde, noch seinen Zorn fürchtete. Er versammelte am 10. Dezember 1520 die Universität, Professoren und Studenten, vor das Elstertor in Wittenberg. Dort ließ er einen Scheiterhaufen errichten, die „gottlosen“ päpstlichen Rechtsbücher darauf legen und dann durch einen Magister die Flamme anzünden. Als das Feuer brannte, warf er die Bulle des Papstes dazu in die Flammen mit den Worten: „Weil du den Heiligen des Herrn (nämlich Jesus Christus, Markus 1,24)1 betrübet hast, verzehre dich das ewige Feuer!“
Damit hatte er sich in seinem Glauben gewiss für immer vom Papst und der päpstlichen Kirche losgesagt und es bedeutete für ihn, was in Hebräer 11,27 von Mose geschrieben steht: „Durch den Glauben verließ er Ägypten und fürchtete nicht des Königs Grimm; denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.“ Dieser Bruch war ihm nicht leicht gefallen, ihm, der in großer Treue an der Kirche festgehalten hatte. Er wäre niemals so weit gegangen, wenn er nicht in seinem Herzen unerschütterlich seines Glaubens gewiss gewesen wäre, wenn er nicht unerschütterlich gewiss gewusst hätte, dass er mit seinem Herrn Jesus Christus verbunden und ein Glied der wahren unsichtbaren Kirche bleiben würde, auch wenn ihn das Oberhaupt der verweltlichten äußerlichen Kirche ausstieß. Am 3. Januar 1521 erfolgte diese endgültige Ausstoßung Luthers. Alle Orte, wo er sich aufhalten würde, sollten die Segnungen der Kirche verlieren, alle Obrigkeit sollte ihn gefangen nehmen und nach Rom bringen. Zum Bann des Papstes sollte noch die Acht des Kaisers kommen. Das sehen wir im folgenden Kapitel.
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