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Luther, der Bibelübersetzer und Volksschriftsteller.

Einem andern (sind gegeben) mancherlei Sprachen; einem andern, die Sprachen auszulegen. – Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.

1. Korinther 12,10 und Lukas 11,28

Auf die Heilige Schrift ging Luther überall bei seinem Reformationswerk zurück. Sie wollte er treiben und ins Volk bringen. Seine Schriften möchten dienen, zu ihr hin- und in sie hineinzuführen und dann untergehen meinte er. So ist sein Hauptwerk von bleibendem unvergänglichem Wert, die Übersetzung der Bibel ins Deutsche, die er 1522 auf der Wartburg begann, aber erst 1534 zu Ende führen konnte. Das Neue Testament erschien schon im September 1522 und kostete 1 ½ Gulden. Trotz dieses für damalige Zeiten hohen Preises war schon im Dezember eine neue Auflage nötig. Immer wieder kehrte Luther zu diesem seinem Lieblingswerk zurück und keine Mühe war ihm zu groß es zu vollenden und zu verbessern. Und es kostete ihm oft nicht geringe Arbeit, besonders bei der Übersetzung der Propheten und des Buches Hiob, wo er „mit Magister Philipp und Aurogallus (einem der hebräischen Sprache besonders begabten Freunde und Kollegen) in vier Tagen oft kaum drei Zeilen fertig brachte,“ wie er selbst sagt. Denn es sei ein schweres und großes Werk, die hebräischen Schreiber zu zwingen, dass sie deutsch reden. Sie sträubten sich, ihre hebräische Art zu lassen und sich in das grobe Deutsch zu schicken. – Alle bisherigen deutschen Übersetzungen der Bibel, die es gab, hatten sich nämlich nach der kirchlichen, lateinischen Übersetzung, der sogenannten Vulgata, gerichtet, die vielfach fehlerhaft war. Luther ging auf den Grundtext selbst, im Alten Testament auf das Hebräische und im Neuen Testament auf das Griechische zurück. Und wieder müssen wir hier Gottes Leitung der Weltgeschichte bewundern, die es gefügt hatte, dass gerade zur Zeit der Reformation die Kenntnis des Griechischen durch den Gelehrten Erasmus von Rotterdam und das Hebräische durch den Gelehrten Johannes Reuchlin in Deutschland verbreitet wurde. – Und was für Übersetzungen waren es, die man damals hatte? Gänzlich undeutsch! Vollkommen unverständlich für das Volk! Dagegen gelang es Luther, der mit seinem Volk fühlte und dachte, überall den rechten Ton zu treffen und das richtige Wort zu finden, wortgetreu und fast überall richtig und dabei so zu übersetzen, dass man ein deutsches Werk und keine Übersetzung zu hören glaubt. „Man müsse aber,“ sagt Luther, „um der deutschen Sprache Art zu erkennen, die Mutter im Hause, die Kinder auf den Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markte darum fragen und ihnen aufs Maul sehen, wie sie reden, dass sie es verständen und merkten, dass man deutsch mit ihnen rede.“

Die Bibelübersetzung

Die Bibelübersetzung

Noch heute nach fast 500 Jahren steht diese Übersetzung der Bibel unübertroffen da, wenn man auch in letzter Zeit angefangen hat, leise hier und da nachzubessern, wo man in den fünf Jahrhunderten seitdem den griechischen und hebräischen Text besser verstehen gelernt hat. Freunde und Feinde Luthers, die lutherische und die reformierte Kirche Deutschlands gebrauchen sie noch heute. Gerade durch die Bibelübersetzung Luthers wurde Deutschland eine einheitliche Schriftsprache gegeben. Vorher schrieb man in den einzelnen deutschen Dialekten. Durch Luther wurde seine Sprache, die Sprache der sächsischen Kanzlei, die allgemeine Büchersprache Deutschlands und unsere größten Dichter, ein Lessing und Goethe bekennen aus Luthers Bibelübersetzung ihr Deutsch gelernt zu haben. Ist eine einheitliche Sprache die Grundlage der Einheit eines Volkes, so kann man sich vorstellen, welche Bedeutung Luther für Deutschlands Einheit hat, um dessen Lehre willen allerdings ein durch den Papst verschuldeter Riss in unser Volk gekommen ist.

Was aber Luthers Bibelübersetzung auf dem geistlichen Gebiet für einen Segen gestiftet hat, das zu beschreiben ist unmöglich. Das wird erst der jüngste Tag ans Licht bringen. Hätte Luther seinem Volk nicht mehr gegeben als seine deutsche Bibel: schon deshalb wäre er unsterblichen Ruhmes wert und müsste sein Andenken bei allen, die Gottes Wort lieb haben, im Segen bleiben.

Auch sonst gab Luther neben seinen Predigten, die in der „Kirchenpostille“ gesammelt wurden, unzählige kleinere, deutsche Schriften für das Volk heraus zur Belehrung, Tröstung und Beratung der Gewissen in allerlei Lagen und Ständen. Sie fanden ihren Eingang in alle Volkskreise umso leichter, da er in voller Uneigennützigkeit niemals Geld für seine Bücher nahm, um sie dem gewöhnlichen Leser nicht zu verteuern. Auf ihre Gelehrsamkeit stolze Leute spotteten zwar darüber, dass er nicht, wie die damalige Gelehrtenwelt, lateinisch schrieb, sondern nur kleine Büchlein und deutsche Predigten für die ungelehrten Laien machte. Er aber entgegnete: „Wollte Gott, ich hätte einem Laien mein Leben lang mit allem Vermögen zu der Besserung gedient, ich wollte mir genügen lassen, Gott danken und gar willig danach lassen meine Büchlein umkommen.“ Solche Bücher wurden auch von seinen Gegnern gelobt. Leider sind sie heute so unbekannt geworden. Ihm selbst waren solche schlicht erbauliche und belehrende Arbeiten (Sermone, Bedenken, Trostbriefe und dergleichen) die liebsten, viel lieber als gelehrte Streitschriften. Er schreibt z.B. 1520 an Papst Leo X. bei Übersendung seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“: „An diesem Büchlein könne er sehen, mit was für Geschäften er gern wollte, auch fruchtbarlich möchte umgehen, wenns ihm vor seinen (des Papstes) unchristlichen Schmeichlern möglich wäre.“

 


Inhalt

Wie Martin Luther von Gott zum Reformator der Kirche vorbereitet wurde.
Elternhaus. Geburt. Jugenderziehung.
Eintritt in das Kloster in Erfurt.
Durchbruch zur evangelischen Heilserkenntnis und Übersiedlung nach Wittenberg.
Reise nach Rom. 1511.
Wie Martin Luther das Werk der Reformation begann.
Der Ablass. Tetzel. Die 95 Thesen.
Römische Nachstellungen. Cajetan. Miltitz.
Drei Zeugnisse vom Evangelium gegen Rom.
Im Bann des Papstes.
Der Reichstag zu Worms.
Wie Martin Luther die Reformation der Kirche in den rechten Bahnen erhielt und weiterführte.
Auf der Wartburg.
Die Schwärmer in Wittenberg und der Aufstand der Bauern.
Luther tritt in die Ehe ein.
Der Reichstag in Augsburg (1530) und Luther auf der Coburg.
Der Tag zu Schmalkalden, 1537.
Martin Luther als Lehrer und Vorbild.
Luther, der treue Untertan weltlicher Obrigkeit.
Luther, der Bibelübersetzer und Volksschriftsteller.
Luther, der Sänger und Liederdichter.
Luther, der Freund der Schule.
Luther, der Hausvater und Christ in Freud und Leid.
Wie Martin Luther selig in dem Herrn heim ging.

Quelle

Ernst Haack (1883)
Dr. Martin Luthers Leben und Wirken.
Motto: Gottes Wort und Luthers Lehr‘ vergehen nun und nimmermehr. Eine Preisschrift, gekrönt und herausgegeben zum 10. November 1883, dem 400 jährigen Geburtstag des großen Reformators, vom Evangelischen Preßverein in Schlesien.
Breslau, 1883. In Commission bei C. Dülfer
 
Gustav König (Bild um 1900)
Dr. Martin Luther der deutsche Reformator in bildlichen Darstellungen
Verlag von Keuther & Reichard, vermutlich um 1900
 

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