In allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes usw.
Erinnere sie, dass sie den Fürsten und der Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allem guten Werk bereit seien.
Dieses Wort des Apostels Paulus hat Luther, der geistliche Sohn des Paulus, treu befolgt. Seine Feinde wollen ihn damals wie heute als einen Empörer und Revolutionär schmähen. Allerdings hat er sich, von seinem in Gottes Wort gefangenen Gewissen geleitet, gegen die falsche, seelenverderbliche Herrschaft des Papstes in der Kirche Gottes empört, ansonsten konnte er mit Recht von sich sagen: „Ich achte, es habe vor mir nie ein Lehrer so gewaltiglich von der weltlichen Obrigkeit geschrieben, dass mir das auch meine Feinde haben müssen danken!“ Auf das schärfste hat er stets jede Ausbreitung der neuen Lehre durch Aufruhr und Gewalt verurteilt und schon 1522 von der Wartburg aus seine „treue Vermahnung an alle Christen, sich vor Aufruhr und Empörung zu hüten“, geschrieben. In allem, was Leib und Gut angeht, müsse ein Christ auf jeden Fall der Obrigkeit als einer Ordnung Gottes untertan sein. Weltliche Obrigkeit habe freilich auch kein Recht und keine Macht über die Seele und das Gewissen. So grenzte Luther weltliche und geistliche Dinge klar voneinander ab. Bisher hatte man gelehrt: der Papst habe beide Schwerter, das geistliche und das weltliche. Alle weltliche Obrigkeit sei nur ein Ausfluss seiner Herrschaft, zudem sei der Stand weltlicher Obrigkeit eigentlich ein gefährlicher und für einen Christen unwürdiger Stand. Der eigentlich heilige und vollkommene Stand sei der geistliche und der Mönchsstand. Fromme Fürsten und andere Laien waren darum oft in ihrem Stande nicht mit einem guten Gewissen, und es kam vor, dass sie sich, weil sie im Leben nicht hatten Mönch werden können oder wollen, doch wenigstens im Sterben mit einer Mönchskutte bedecken und in einer solchen begraben ließen, um ihrer Seligkeit gewiss zu sein. Dagegen lehrt Luther – und seine Lehre finden wir auch im Augsburger Bekenntnis, Artikel 16 - Auch weltliche Obrigkeit ist Gottes Ordnung und Stiftung und ein gottwohlgefälliger Stand; um vollkommen zu werden, darf und soll man nicht äußerlich Haus und Hof und irdischen Beruf verlassen wie die Mönche, sondern glauben, lieben und Gott fürchten. Das kann man in jedem ehrlichen Stand und Beruf, und es ist Gottes Wille, dass man gerade in seinem irdischen Beruf seinen Glauben bewähre und beweise. – Hierüber predigte Luther und die Predigt ist auch gedruckt erschienen unter dem Titel „Von weltlicher Obrigkeit, wieweit man ihr Gehorsam schuldig sei“. Da malt Luther auch zuletzt das Bild eines rechten gottesfürchtigen Regenten und sagt, dass ein Fürst sich in vier Orte teilen soll. „Aufs erste zu Gott mit rechtem Vertrauen und herzlichem Gebet, aufs andere zu seinen Untertanen mit Liebe und christlichem Dienst. Aufs dritte gegen seine Räte und Gewaltigen mit seiner Vernunft und ungefangenem Verstand. Aufs vierte gegen die Übeltäter mit bescheidenem Ernst und Strenge“. Diese Predigt wurde auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich des Weisen gedruckt und verbreitet.
So verachtet Luther nicht in mönchischer Übergeistlichkeit die weltlichen Dinge, er lehrt sie vielmehr recht zu gebrauchen und gottgefällig in ihnen zu leben, wenn auch sein Herz und sein Sinn auf die Ewigkeit gerichtet waren. Er liebte auch von ganzem Herzen sein deutsches Vaterland und dessen Kaiser, obwohl dieser dem Evangelium fern und feindlich gegenüberstand. Als man sich zum Krieg gegen die herannahenden Türken rüstete, wollte Luther nicht von der Türkensteuer befreit sein und verfasste u.a. die Schrift „Vermahnung zum Gebet wider den Türken“. Es empörte nicht bloß sein christliches sondern zugleich auch sein deutsches Nationalgefühl, wie der Papst mit seinen Welschen gerade Deutschland finanziell aussog und dabei noch der „einfältigen, trunkenen Deutschen“ spottete. „Ich kann’s ja nicht lassen,“ schreibt er 1530, „ich muss auch sorgen für das arme, elende, verlassene, verachtete, verratene und verkaufte Deutschland, dem ich ja kein Arges, sondern alles Gute gönne als ich schuldig bin meinem lieben Vaterlande.“ Von seinem deutschen Sinn soll auch das folgende Kapitel etwas berichten.
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