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Wie Martin Luther die Reformation der Kirche in den rechten Bahnen erhielt und weiterführte.

Und der HERR wird euch in Trübsal Brot und in Ängsten Wasser geben. Und deine Lehrer werden sich nicht mehr verbergen müssen; sondern deine Augen werden deine Lehrer sehen, und deine Ohren werden hören hinter dir her das Wort sagen also: dies ist der Weg; den gehet, sonst weder zur Rechten noch zur Linken!

Jesaja 30,20-21

Auf der Wartburg.

Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe.

Jesaja 26,20

Luthers Entführung auf seiner Rückreise von Worms (1521)

Luthers Entführung auf seiner Rückreise von Worms (1521)

Luther beginnt auf der Wartburg die Bibelübersetzung.

Luther beginnt auf der Wartburg die Bibelübersetzung.

Obwohl Luther Worms unbeschadet verlassen konnte, fürchtete Friedrich der Weise doch um sein Leben und beschloss, ihn für die nächste Zeit heimlich in Sicherheit zu bringen. Das teilte er Luther am Abend vor seiner Abreise aus Worms mit, in Gegenwart Spalatins und zwei sächsischer Ritter, und Luther war, dem Kurfürsten zuliebe vorerst damit einverstanden. Ihm persönlich wäre es allerdings viel lieber gewesen, frei öffentlich und ungehindert den Kampf fortzusetzen und auch für das Evangelium, wenn es sein müsste, zu sterben. Aber Gott hatte seine weisen Absichten damit, dass er ihn in die Stille führte, wo er sich innerlich sammeln und vertiefen konnte zu den neuen großen Arbeiten und Kämpfen, die auf ihn warteten. „Es muss eine Zeit lang geschwiegen und gelitten sein. Gottes Wille, als der allerbeste, geschehe hierin wie im Himmel und Erden!“ schreibt er selbst.

Wie eingangs erwähnt, begleitete der kaiserliche Herold Sturm Luther auf seiner Heimreise nach Wittenberg. Doch nahm ihn Luther nur bis Friedberg in Hessen mit. Von da reiste er mit seinen Gefährten Amsdorf und Pegensteiner über Eisenach zu seinem Heimatort Möhra. Hier übernachtete er bei seinem Onkel Heinz, Luther predigte am Samstagvormittag, dem 4. Mai. Danach fuhr er die Straße über Schweina an der Burg Altenstein vorüber nach Gotha und Waltershausen. In der Nähe der Burg Altenstein stürmten plötzlich bewaffnete Reiter aus dem Wald, rissen Luther fluchend und drohend aus dem Wagen, setzten ihn auf ein Pferd und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, mit ihm in östlicher Richtung. Später am Tag wandten sie sich in nördlicher Richtung und brachten ihn auf die, noch heute vollkommen erhaltene kurfürstliche Burg, die Wartburg bei Eisenach (4. Mai 1521). Hier bekam Luther ein Zimmer mit einer herrlichen Aussicht auf Berg und Wald und galt bei der Besatzung der Burg als ein gefangener Ritter. Er hieß nun Junker Georg1, musste sich einen Bart wachsen lassen und Ritterkleidung tragen. Nur der Schlosshauptmann von Berlepsch wusste, wer er wirklich war.

Sein plötzliches Verschwinden erregte großes Aufsehen in Deutschland und bei Vielen großen Kummer, weil sie ihn für tot hielten. „Oh Gott, ist Luther tot, wer wird uns hinfort das heilige Evangelium so klar fürtragen! Ach Gott, was hätt er noch in 10 oder 20 Jahren schreiben mögen! Oh ihr alle frommen Christenmenschen, helft mir fleißig beweinen diesen gottgeistigen Menschen und Gott bitten, dass er einen anderen erleuchteten Mann sende!“ schrieb damals der Maler Albrecht Dürer. Schon bald gab Luther erste Lebenszeichen von sich durch Schriften über den Missbrauch der Messe und über die Klostergelübde. Auch stand er in regem, brieflichem Verkehr mit seinen Freunden in Wittenberg, die wussten wo er war. Als der, vom Tetzelschen Ablasshandel her bekannte Erzbischof und Kardinal Albrecht von Mainz wieder einmal in Geldverlegenheit war und in seiner Residenzstadt Halle ein großes Heiligtum errichten wollte, wollte er dies durch reichen Ablass für seine Besucher finanzieren. Dort wollte er fast 1000 Reliquien oder Überreste heiliger Dinge und Personen, unter denen z.B. ein Dorn aus Christi Dornenkrone, ein Stück vom Leib des Erzvaters Jakob usw. sein sollten, ausstellen. Luther schrieb hierauf eine scharfe Schrift: „Wider der Abgott zu Halle“ und veranlasste den Kardinal durch einen furchtlosen, in sehr deutlichen Ausdrücken abgefassten Brief, diesen Gräuel abzustellen. „Er solle nur ja nicht denken, der Luther sei tot.“ – Die wichtigste Arbeit aber, die der Reformator hier begann, war die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache, von der wir später besonders reden werden. Auf der Wartburg vollendete er noch das Neue Testament. In seinem einsamen Turmzimmer hatte er mancherlei innere Anfechtungen Satans zu erleiden und glaubte ihn nachts sogar neben sich rumoren zu hören. Ebenso litt er wegen der ungewohnten Lebensweise an körperlichen Beschwerden. Doch sollte er nicht lange „auf seinem Patmos“, wie er die Wartburg nach Offenbarung 1,92 nannte, bleiben. Die Ereignisse in Wittenberg riefen ihn im Frühjahr 1522 aus seiner Einsamkeit wieder auf den Schauplatz der Öffentlichkeit, wo seine persönliche Anwesenheit notwendig wurde, damit das Werk der Reformation nicht ausartete. Das soll das folgende Kapitel zeigen.

 


Inhalt

Wie Martin Luther von Gott zum Reformator der Kirche vorbereitet wurde.
Elternhaus. Geburt. Jugenderziehung.
Eintritt in das Kloster in Erfurt.
Durchbruch zur evangelischen Heilserkenntnis und Übersiedlung nach Wittenberg.
Reise nach Rom. 1511.
Wie Martin Luther das Werk der Reformation begann.
Der Ablass. Tetzel. Die 95 Thesen.
Römische Nachstellungen. Cajetan. Miltitz.
Drei Zeugnisse vom Evangelium gegen Rom.
Im Bann des Papstes.
Der Reichstag zu Worms.
Wie Martin Luther die Reformation der Kirche in den rechten Bahnen erhielt und weiterführte.
Auf der Wartburg.
Die Schwärmer in Wittenberg und der Aufstand der Bauern.
Luther tritt in die Ehe ein.
Der Reichstag in Augsburg (1530) und Luther auf der Coburg.
Der Tag zu Schmalkalden, 1537.
Martin Luther als Lehrer und Vorbild.
Luther, der treue Untertan weltlicher Obrigkeit.
Luther, der Bibelübersetzer und Volksschriftsteller.
Luther, der Sänger und Liederdichter.
Luther, der Freund der Schule.
Luther, der Hausvater und Christ in Freud und Leid.
Wie Martin Luther selig in dem Herrn heim ging.

Anmerkungen

  1. Andere Quellen nennen hier „Junker Jörg“
  2. Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi. (Offenbarung 1,9)

Quelle

Ernst Haack (1883)
Dr. Martin Luthers Leben und Wirken.
Motto: Gottes Wort und Luthers Lehr‘ vergehen nun und nimmermehr. Eine Preisschrift, gekrönt und herausgegeben zum 10. November 1883, dem 400 jährigen Geburtstag des großen Reformators, vom Evangelischen Preßverein in Schlesien.
Breslau, 1883. In Commission bei C. Dülfer
 
Gustav König (Bild um 1900)
Dr. Martin Luther der deutsche Reformator in bildlichen Darstellungen
Verlag von Keuther & Reichard, vermutlich um 1900
 

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