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Beispiel einer ägyptischen Beschwörungsdarstellung mit Inschrift: Der Gott Horus steht auf zwei Krokodilen und hält Schlangen in beiden Händen, gekrönt mit dem Gott Bes.
In den 430 Jahren, in denen Israel in Ägypten lebte, lernten die Israeliten die Götterwelt der Ägypter kennen. Diese beteten als wichtigste Gottheit den Gott Re (oder Ra) an, der die Sonne selbst war, die alles am Leben erhielt, den Gott der Schöpfung und der Wiedergeburt Chepre („Der Entstehende“), der die morgendliche Erscheinungsform des Sonnengottes Re war und den Schöpfergott Atum, das ist der Gott Re am Abend; die Himmelsgöttin Nut, die am Abend die Sonne verschluckt und die Sterne gebiert, am Morgen gebiert sie dann wieder die Sonne; Haroeris, der der Steuermann der Sonnenbarke des Re war oder Apophis, der der Erzfeind des Sonnengottes Re war und jeden Morgen und jeden Abend dessen Sonnenbarke bedrohte. Diese waren die Wichtigsten1 aus einer mehr als 216 Götter2 umfassenden Götterwelt, die zur Erhaltung des Lebens und der Fruchtbarkeit angebetet wurden und denen man opferte.
Mose wuchs am Hof des ägyptischen Pharao und als Sohn Pharaos auf (2. Mose 2,10). Dort wurde er in der Sprache, der Schrift und der Religion unterrichtet. Als Gott ihm begegnete, sich ihm offenbarte und ihn berief, bewies er sich durch Wunder: „Mose sprach: Siehe, sie (die Israeliten in Ägypten) werden mir nicht glauben noch meine Stimme hören, sondern werden sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen. Der HERR sprach zu ihm: Was ist's, was du in deiner Hand hast? Er sprach: Ein Stab. Er sprach: Wirf ihn vor dir auf die Erde. Und er warf ihn von sich; da ward er zur Nachash (נָחָשׁ), zur Schlange, und Mose floh vor ihr. Aber der HERR sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus und erhasche sie bei dem Schwanz. Da streckte er seine Hand aus und hielt sie, und sie ward zum Stab in seiner Hand. Darum werden sie glauben, dass dir erschienen ist der HERR, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs.“ (2. Mose 4,1-5)
Zurück in Ägypten traten Mose und Aaron, sein Bruder, vor den Pharao und forderten ihn auf die Israeliten aus Ägypten ziehen zu lassen. Doch der Pharao kannte zwar seine 216 Götter, den lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, kannte er aber nicht: „Wer ist der HERR, des Stimme ich (Pharao) hören müsste und Israel ziehen lassen? Ich weiß nichts von dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen.“ (2. Mose 5,2). Gott muss dem Pharao und den Ägyptern, aber auch Israel, zeigen dass Er größer ist als die Götterwelt der Ägypter. „Der HERR sprach zu Mose: Nun sollst du sehen, was ich Pharao tun werde; denn durch eine starke Hand muss er sie lassen ziehen, er muss sie durch eine starke Hand aus seinem Lande von sich treiben“ (2. Mose 6,1).
Das erste Wunder, das Mose und Aron vor Pharao taten war, dass Aron seinen Stab vor Pharao warf und dieser zu einem Tanin (תַּנִּים), zu einem Krokodil wurde. Daraufhin taten die Magier des Pharao dasselbe und ihre Stäbe wurden zu Tanineem (תַּנִּינִם), zu Krokodilen. Aarons Stab (Krokodil) fraß daraufhin die Krokodile der Magier des Pharao auf (2. Mose 7,8-13).
Eine Schlange (hebräisch Nachash; hier eine schwarze Wüstenkobra3; linkes Bild) und ein Krokodil (hebräisch Tanin; hier die Darstellung des ägyptischen Krokodilgott Sobek4; rechtes Bild)
Der Krokodilgott Sobek war der Herrscher über das Wasser und wurde als Fruchtbarkeitsgott verehrt. Er wurde mit der Macht und den militärischen Fähigkeiten des Pharao verbunden5. Das erste Wunder war bereits eine symbolische Vernichtung des Pharao selbst. Auf dieses Wunder und der Verstockung des Pharao folgten 10 Plagen.
In der 1. Plage wurde das Nilwasser in Blut verwandelt (2. Mose 7,14-27). Der Nil ist die wichtigste Lebensader, die Hauptquelle der Fruchtbarkeit in Ägypten. Und so war der Nil neben der Sonne das Zentrum der Anbetung der Ägypter6. Der Gott Hapi (oder Hepi) war der Gott der Nilflut.
Durch die 2. Plage wimmelte der Nil von Fröschen, die das Land bedeckten (2. Mose 7,26 – 2. Mose 8,11). Die Göttin Heket war eine Göttin der Fruchtbarkeit. Sie wurde meist als froschköpfige Frau dargestellt, manchmal auch nur als Frosch.
Bei der 3. Plage schlug Aaron mit dem Stock auf die Erde, und es kamen (Stech-)Mücken über das Land, die Menschen und das Vieh (2. Mose 8,12-15). Der Gott Geb war der Gott der Erde.
In der 4. Plage schickte Gott (Stech-)Fliegen, Ungeziefer über das Land Ägypten außer über Gosen, wo die Israeliten wohnten (2. Mose 8,16-28). Der Gott Chepre war der Gott der Wiedergeburt und symbolisierte den Sonnenaufgang. Er wurde als Skarabäus, als Mistkäfer dargestellt.
Durch die 5. Plage starb das Vieh (Viehpest; 2. Mose 9,1-7). Die Göttin Hathor hatte ursprünglich eine kuhgestaltige Erscheinungsform. Später war sie die Himmelsgöttin der Liebe, des Friedens, der Schönheit, des Tanzes, der Kunst und der Musik.
Die 6. Plage brachte Beulen (oder Blattern) an Menschen und am Vieh (2. Mose 9,8-12). Die Göttin Isis war die Göttin der Medizin (Magie), der Geburt und der Wiedergeburt.
In der 7. Plage fiel zerstörerischer Hagel vom Himmel (2. Mose 9,13-35). Die Göttin Nut war die Göttin des Himmels und symbolisierte das Himmelsgewölbe. Alles was dort entstand entsprang aus ihr. Der Donner war ihr Gelächter und ihre Tränen der Regen. Ihr Körper war das Firmament, das den Kosmos von den Gewässern des Chaos trennte.
Schließlich fraßen Heuschrecken aus der Wüste bei der 8. Plage das Land kahl (2. Mose 10,1-20). Der Wüstengott Seth wurde als der Gott der Stürme, des Unwetters, des Chaos und des Verderbens bezeichnet.
Bei der 9. Plage kam eine Finsternis über ganz Ägypten außer über Gosen (2. Mose 10,21-29). Der wichtigste Gott der Ägypter war Ra (oder Re), der Gott der Sonne. Durch das Wirken seiner Kraft (der Sonne) war überhaupt erst das Leben auf der Erde möglich.
Die letzte Plage, die 10. Plage, brachte den Tod der Erstgeburt (2. Mose 11; 2. Mose 12,29-40), darunter auch der Sohn des Pharao. Der Pharao sah sich als Nachkomme der Götter und als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen.
Gott ließ durch die Plagen ein Strafgericht über die Ägypter gehen (2. Mose 12,12), so wie Israel 40 Jahre später als Gericht die Völker Kanaans vertreiben sollte (3. Mose 18,24-30). In alle dem bewies sich Gott als der Souveräne, der Herr ist über die selbst gemachten Götter und der keine anderen Götter neben sich duldet (2. Mose 20,2; 22,19). Und so warnte Gott auch Israel, dass Er auch sie aus dem Land vertreiben würde, wenn sie Ihn verlassen würden (3. Mose 18,24-30).
In der letzten Plage schlug Gott die Erstgeburt als Inbegriff der Erwählten, durch die der Segen auf die Nachkommen weitergegeben wird (1. Mose 27; 2. Mose 4,22; Kolosser 1,15). Gott schlägt die Erstgeburt der Ägypter auf Grund ihrer Sünde. Damit die Erstgeburt der Israeliten nicht auch geschlagen wird, sollen sie sich heiligen und zur Vergebung ihrer Sünden das Passahlamm opfern (2. Mose 12,13+15) und die Türpfosten und die Schwelle mit dem Blut des Lammes bestreichen (2. Mose12).
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Dok. oibne00103 zuletzt aktualisiert: 28.10.2016