Die Andreaskirche ist eine presbyterianische (reformierte) Kirche und gehört zur Kirche von Schottland. Sie liegt 500 m südwestlich der Jerusalemer Altstadt am nördlichen Teil des sogenannten Bibelhügels. Sie wurde 1927-1930 als Mahnmal für die gefallenen schottischen Soldaten des Ersten Weltkrieges gegen das Osmanische Reich erbaut. Benannt wurde sie nach Andreas, einem der zwölf Jünger Jesu und Bruder des Petrus (Matthäus 4, 18-20; Markus 1, 16-18).
Während der Zeit des ersten und zweiten Tempels war der nördliche Abhang des Bibelhügels eine Nekropolis („Totenstadt“ oder Begräbnisstätte). Unterhalb der Kirche wurden 9 Begräbnishöhlen aus der Eisenzeit II (ca. 1.000-595 v.Chr.) ausgegraben. Diese Gräber waren in Gebrauch bis in die Persische Zeit (6.-5. Jh. v.Chr.). Die Gegend wurde bis in die Zeit des zweiten Tempels als Begräbnisstätte genutzt. Ein Grab eines Soldaten der X. Legion wurde hier ebenfalls ausgegraben.
Standort
St. Andreas - Andreaskirche
Die Rückseite der Kirche vom „Bibelhügel“ aus gesehen.
Am 7. Mai 1927 legte Feldmarschall Lord Allenby den Grundstein der Andreaskirche. Eine Gedenktafel am Kirchengebäude erinnert an dieses Ereignis. Die Einweihung erfolgte 1930.
Feldmarschall Lord Allenby (links) auf einem Gemälde im Eingangsbereich des Gästehauses. Rechts ist ein schön dekorierter moderner türkischer Springbrunnen (Sebilj) ebenfalls im Eingangsbereich angebracht.
Die Rückseite des Menachem Begin Heritage Centers, fotografiert vom Gelände der Andreaskirche, mit Blick auf die Altstadt von Jerusalem und den Berg Zion (rechts im Bild) mit dem Turm der Dormitio-Abtei.
Außerhalb des Menachem Begin Heritage Centers befindet sich die archäologische Ausgrabungsstätte „Ketef Hinnom“ mit den Gräbern aus der Eisenzeit II (ca. 1000-595 v.Chr.).
Unter der Treppe zur Kirche befindet sich eine schön dekorierte Nische aus blauer armenischer Keramik. Die blau glasierten Kacheln sind original Jerusalemer Kunst, 1927 hergestellt von armenischen Handwerkern. Die Herstellung dieser typischen Keramik begann in Jerusalem während der britischen Mandatszeit (1920-1948), als einige Kirchen restauriert wurden. Diese Kunst stammt aus dem 15. Jh. n.Chr. aus dem türkischen Nicäa (İznik), der Stadt des ersten kirchlichen Konzils (325 n.Chr.). Sie wurde zuerst im 16. Jh. n.Chr. nach Jerusalem gebracht als der Felsendom unter Suleiman I. (der Prächtige) restauriert wurde. Nach dem ersten Weltkrieg als sich armenische Flüchtlinge im armenischen Viertel Jerusalems ansiedelten, wurde von ihnen auch diese Kunst wieder nach Jerusalem gebracht und bis heute sind sie im Basar in der Altstadt zu finden.
Im Eingangsbereich zum Gästehaus befinden sich zwei Nischen ebenfalls mit schöner armenischer Keramik aus neuerer Zeit.
Giv‘at HaTanakh – „Bibelhügel“
Das nachfolgende Bild zeigt den Blick von der Ostseite der Andreaskirche. Dieser Hügel wird „Bibelhügel“ genannt, seitdem er als die in der Bibel genannte Stelle der Grenze zwischen den Stämmen Juda und Benjamin in Josua 15, 7b-8 identifiziert wurde.
„Darnach geht sie (die Grenze zwischen den Stämmen Juda und Benjamin) zu dem Wasser En-Semes und kommt hinaus zum Brunnen Rogel; darnach geht sie herauf zum Tal des Sohnes Hinnoms, an der Mittagseite (Südseite) des Jebusiters, das ist Jerusalem, und kommt herauf auf die Spitze des Berges, der vor dem Tal Hinnom liegt abendwärts (westlich), welcher stößt an die Ecke des Tals Rephaim gegen Mitternacht (nördlich) zu; …“
Dieser Hügel befindet sich auf der Wasserscheide, von wo aus das Regenwasser Richtung Mittelmeer westwärts durch das Rephaim-Tal und ostwärts durch das Hinnom- und Kidrontal zum Toten Meer fließt.
Blick zum Berg Zion mit der Dormitio-Abtei (links). Rechts daneben im Bildhintergrund sind die Ausläufer des Ölbergs zu sehen. Der Brunnen Rogel (siehe oben) befindet sich in Richtung der vier Fahnen im Tal dahinter, wo das Hinnomtal auf das Kidrontal trifft.
Die Dormitio-Abtei auf dem Berg Zion.
Es ist uns Gläubigen nützlich, dass wir der Heiligen gedenken, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren ist, wie ihnen durch Glauben geholfen wurde und man sich ein Beispiel nimmt an ihren guten Werken, jeder nach seinem Vermögen. Durch die Schrift, die Bibel, lässt sich aber nicht belegen, dass man die Heiligen anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen soll. Denn es ist allein ein ewiger Versöhner und Mittler zwischen Gott und den Menschen gesetzt, Jesus Christus (1. Tim. 2). Der ist der einzige Heiland, der einzige Oberste Priester, Gnadenstuhl und Vorsprecher bei Gott (Röm. 8). Er allein hat zugesagt, dass er unser Gebet erhören will. Das ist der höchste Gottesdienst gemäß der Bibel, dass man Jesus Christus in allen Nöten und Anliegen von Herzen sucht und anruft (1. Joh. 2). Wenn Jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei Gott, der gerecht ist, Jesus Christus. [Confessio 1530]
Im übertragenen Sinn gilt dies auch für den Umgang mit „heiligen Stätten“, mit Orten und Gegenden, wo sich die Geschichten der Bibel zugetragen haben. Es ist uns Gläubigen nützlich beim Lesen der Bibel den Zusammenhang und das Umfeld des Geschehens zu kennen, um ein tieferes Verständnis des biblischen Textes zu erhalten. Die Stätten selbst sind nur Zeugnisse des Geschehens (Joh. 4, 20-24).
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