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Der Prophet Sacharja

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Gott bewegt die Welt und wohnt wieder unter seinem Volk

Der Prophet Sacharja wurde im November des Jahres 520 v.Chr. von Gott an die Seite Haggais berufen. In Kapitel 2,8 wird er als junger Mann bezeichnet. Seine Botschaften bedeuteten eine entscheidende Ermutigung für das am Tempel bauende Volk. Zuerst empfing er eine Reihe von acht Nachtgesichten, dann gab er die göttliche Antwort auf die Frage nach bestimmten Fastentagen weiter und verkündigte im letzten Teil seines Buches, wie Israel in den Strudel internationaler Machtkämpfe hineingerissen, zuletzt aber durch das Kommen seines Messias-Königs errettet werden würde. Man nimmt an, dass der letzte Teil seines Buches aus einer späteren Phase seines Dienstes stammt, vielleicht um 470 v.Chr. Bei Sacharja finden sich auffällig viele Weissagungen über den Messias Israels.

Wie Gott das am Tempel bauende Volk ermutigt und verspricht, wieder bei ihnen zu sein.

1-6: Das Wort in Visionen

Kehrt um, denn Gott kehrt zurück (1)

Der Ruf zur Umkehr

/1\ 1 Es war im November* des zweiten Regierungsjahrs von Darius*, als der Prophet Sacharja Ben-Berechja, der Enkel Iddos, eine Botschaft Jahwes erhielt: 2 "Jahwe ist sehr zornig über eure Vorfahren gewesen. 3 Nun sollst du dem Volk aber sagen: 'So spricht Jahwe, der Allmächtige:* Kehrt um zu mir, dann werde auch ich zu euch umkehren! Das versichere ich, Jahwe, der allmächtige Gott! 4 Folgt nicht dem Beispiel eurer Väter! Die Propheten damals hatten sie in meinem Namen immer wieder aufgefordert, ihr verkehrtes Leben zu ändern und mit ihrem bösen Tun Schluss zu machen. Aber eure Vorfahren gehorchten überhaupt nicht, sie achteten nicht einmal auf mich, spricht Jahwe. 5 Wo sind nun eure Väter? Und die Propheten, leben sie vielleicht ewig? 6 Doch meine Worte und meine Gebote, die ich durch meine Diener, die Propheten, verkündigen ließ – haben die sich etwa nicht an euren Vätern erfüllt? Ja, dann kehrten sie um und mussten zugeben: Jahwe, der allmächtige Gott, hat genau das kommen lassen, was er uns angedroht hatte. Unser Leben und unsere Taten haben es so verdient.'"

1,1: November. Wörtlich: im 8. Monat. Zum Datum siehe unter Schaltmonat im Vorwort des Übersetzers.
1,1: Darius Histaspis, persischer König, regierte von 522 bis 486 v.Chr. Sein zweites Regierungsjahr war also 520 v.Chr.
1,3: der Allmächtige. Hebräisch: Zebaoth, das heißt "Heere" oder "Kriege". In der LXX wird der Begriff immer mit "pantokrator" = "Allherrscher" oder "Allmächtiger" wiedergegeben.

Der Reiter (1. Vision)

7 Am 24. Februar des folgenden Jahres* erhielt der Prophet Sacharja wieder eine Botschaft Jahwes. Er berichtet: 8 Ich hatte in dieser Nacht eine Vision: Zwischen den Myrtenbüschen*, die im Talgrund wachsen, war plötzlich ein Reiter zu sehen, der sein rotes Pferd zügelte. Hinter ihm konnte man rote, fuchsige und weiße Pferde erkennen. 9 "Mein Herr, was bedeutet das alles?", fragte ich den Engel, der mir zur Seite stand. "Ich werde es dir gleich zeigen", erwiderte er. 10 Der Mann, der zwischen den Myrten gehalten hatte, sagte: "Diese Reiter hier hat Jahwe ausgeschickt, um die Erde zu erkunden." 11 Die Reiter meldeten dem Engel Jahwes, dem, der zwischen den Myrten gehalten hatte: "Wir haben die ganze Erde durchzogen, und überall herrscht Ruhe." 12 Da rief dieser: "Jahwe, du allmächtiger Gott, schon 70 Jahre lang lastet dein Zorn auf Jerusalem und den anderen Städten Judas. Wann wirst du dich über sie erbarmen?" 13 Jahwe gab dem Engel, der mir zur Seite stand, eine gute, tröstliche Antwort. 14 Daraufhin sagte dieser zu mir: "Verkünde den Leuten: 'So spricht Jahwe, der Allmächtige: Ich brenne vor Liebe zu Jerusalem und dem Berg Zion. 15 Doch den selbstherrlichen Völkern gilt mein glühender Zorn. Sie sollten meinem Volk zwar eine Lehre erteilen, aber sie wollten es gleich ganz vernichten. 16 Darum wende ich mich Jerusalem wieder liebevoll zu. Mein Haus soll in der Stadt aufgebaut werden und ganz Jerusalem wird eine große Baustelle sein. Das versichert Jahwe, der allmächtige Gott.' 17 Und weiter sollst du verkünden: 'So spricht Jahwe, der Allmächtige: In den Städten meines Volkes soll es wieder Überfluss an allen guten Dingen geben. Zion werde ich trösten, und Jerusalem wird wieder meine Stadt sein!'"

1,7: Februar … Jahres. Wörtlich: des 11. Monats, der Schebat heißt, im 2. Jahr des Darius. 519 v.Chr.
1,8: Myrtenbusch. Immergrüner bis zu 2 Meter hoher Busch mit duftenden Blättern, blüht im Sommer.

Jahwe wird wieder in Jerusalem wohnen (2)

Die Hörner (2. Vision)

/2\ 1 Als ich aufblickte, sah ich auf einmal vier Hörner*. 2 Ich fragte den Engel, der mir zur Seite stand: "Was hat es damit auf sich?" Er erklärte: "Das sind die Mächte, die Juda, Israel und Jerusalem ‹niedergeworfen und ihre Bewohner› zerstreut haben." 3 Dann ließ Jahwe mich vier kräftige Handwerker sehen, 4 und ich fragte: "Wozu sind die da?" Er sagte: "Sie sollen die Hörner abschlagen, die Juda derartig zerstreut haben, dass niemand mehr den Kopf zu heben wagte. Sie sind gekommen, um die Völker, die sich gegen Juda erhoben haben, in Schrecken zu versetzen und ihre Macht zu zerschlagen."

2,1: Hörner. Symbole für Macht und Stolz.

Die feurige Mauer (3. Vision)

5 Dann sah ich einen Mann mit einem Bandmaß in der Hand 6 und fragte ihn: "Wohin gehst du?" – "Ich will Jerusalem messen", erwiderte er. "Ich will sehen, wie groß die Stadt werden soll." 7 Da trat auf einmal der Engel, der mir zur Seite stand, nach vorn und ein anderer Engel kam ihm entgegen. 8 Dieser sagte zu ihm: "Lauf und sag dem jungen Mann dort*: 'Jerusalem wird eine offene Stadt ohne Mauern sein und von Menschen und Tieren überquellen.' 9 Jahwe sagt: 'Ich selbst werde eine feurige Mauer rings um sie sein und mittendrin in meiner Herrlichkeit.'"

2,8: junger Mann dort. Vermutlich ist hier Sacharja gemeint, der diese Botschaft dem Volk weitergeben soll.

10 "Auf, auf! Flieht aus dem Land im Norden!", sagt Jahwe. "Denn ich habe euch nach allen vier Himmelsrichtungen hin Platz geschaffen. 11 Auf, ihr Zionsleute*! Rettet euch aus Babylon!" 12 So spricht Jahwe, der Allmächtige: "Die Herrlichkeit selbst hat mich* zu den fremden Völkern geschickt, die euch ausgeplündert haben. – Denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an! – 13 Ja, ich erhebe meine Hand gegen sie. Sie sollen eine Beute ihrer eigenen Sklaven werden. Daran werdet ihr erkennen, dass Jahwe, der allmächtige Gott, mich zu euch gesandt hat."

2,11: Zionsleute. Einwohner Jerusalems, die noch in Babylon geblieben sind.
2,12: mich. Offenbar der Engel Jahwes, der Jahwe selbst repräsentiert, so auch Verse 13 und 15; 3,1. Er kann einerseits so sprechen, als ob er Jahwe selbst ist, und andererseits so, als ob er sich von Jahwe unterscheidet.

14 "Freut euch und jubelt, ihr Bewohner der Zionsstadt!", sagt Jahwe. "Denn ich werde kommen und mitten unter euch wohnen. 15 Dann werden viele Völker sich zu Jahwe bekennen und so auch zu meinem Volk gehören. Und ich wohne mitten unter euch. Wenn das geschieht, werdet ihr erkennen, dass Jahwe, der allmächtige Gott, mich zu euch gesandt hat." 16 Jahwe wird Juda in Besitz nehmen. Es wird sein Erbteil im Heiligen Land sein. Und Jerusalem wird wieder ganz seine Stadt. 17 Seid still, ihr Menschen, vor Jahwe! Denn er kommt schon aus seiner heiligen Wohnung!

Ermutigung der beiden Führer im Volk (3-4)

Der Hohe Priester (4. Vision)

/3\ 1 Jetzt ließ er mich den Hohen Priester Jeschua* sehen, der vor dem Engel Jahwes* stand, während sich der Satan rechts neben ihn stellte, um ihn anzuklagen. 2 Doch Jahwe sagte zu ihm: "Jahwe verbietet dir das Wort, Satan! Ja er, der Jerusalem erwählt hat, verbietet dir das Wort! Ist dieser Mann hier nicht ein Holzscheit, das aus dem Feuer herausgerissen wurde?" 3 Als Jeschua nämlich so vor dem Engel Jahwes stand, hatte er Gewänder an, die vor Schmutz stanken*. 4 Da sagte der Engel Jahwes zu den vor ihm stehenden Engeln: "Zieht ihm die schmutzigen Gewänder aus!" Und an Jeschua gerichtet: "Hiermit nehme ich die Schuld von dir weg und kleide dich in Festgewänder ein!" 5 Da sagte ich*: "Setzt ihm doch auch den reinen Kopfbund* auf!" Sie taten es und kleideten ihn neu ein. Der Engel Jahwes stand dabei 6 und sagte feierlich zu Jeschua: 7 "So spricht Jahwe, der Allmächtige: Wenn du auf meinen Wegen gehst und meine Ordnungen befolgst, dann sollst du auch mein Haus regieren und die Aufsicht über die Vorhöfe haben. Und ich gebe dir zwischen allen, die hier stehen, einen freien Zugang zu mir. 8 Hör zu, Jeschua, du Hoher Priester, du und deine Mitpriester, die vor dir sitzen: Ihr seid ein lebendes Vorzeichen dafür, dass ich meinen Diener, den 'Spross'* kommen lassen werde. 9 Seht den Stein, den ich vor Jeschua hingelegt habe: sieben Augen auf einem einzigen Stein*! Ich selbst werde die Gravur in ihn schneiden*, spricht Jahwe, der allmächtige Gott, und die Schuld dieses Landes entfernen an einem einzigen Tag. 10 An jenem Tag* werdet ihr euch gegenseitig einladen können unter den Weinstock und den Feigenbaum."

3,1: Jeschua. Legitimer Nachkomme des letzten Hohen Priesters vor der Gefangenschaft.
3,1: Der Engel Jahwes war kein gewöhnlicher Engel, sondern der Messias vor seiner Menschwerdung. Siehe auch bei 2,12.
3,3: vor Schmutz stanken. Mit menschlichem Kot beschmutzt, was ihn absolut unrein und unfähig machte, seinen Priesterdienst auszuführen.
3,5: ich. Sacharja mischt sich ins Geschehen ein.
3,5: Kopfbund. Auf dem das goldene Stirnblatt des Hohen Priesters befestigt war, auf dem stand: "Geheiligt für Jahwe", siehe 2. Mose 28,36-37; 29,6.
3,8: Spross. Der Messias, der aus der Wurzel der Familie Davids stammt, siehe Jesaja 4,2; Jeremia 23,5.
3,9: Stein. Dieser Stein ist offenbar ein Symbol für den kommenden Messias, in dem Gott gegenwärtig ist.
3,9: Gravur in ihn schneiden. Vielleicht ein Hinweis auf die Wundmale des Messias bei seiner Kreuzigung.
3,10: jenem Tag. Hier ist wohl die Wiederkunft des Messias gemeint und der Beginn seines Friedensreiches.

Der Leuchter (5. Vision)

/4\ 1 Der Engel, der mir zur Seite stand und alles erklärt hatte, kam wieder und rüttelte mich auf wie einen, der aus dem Schlaf geweckt wird. 2 Er fragte mich: "Was siehst du?" – "Einen Leuchter", erwiderte ich, "er ist ganz aus Gold. Über ihm ist sein Ölbehälter, von dem aus je sieben Röhren zu den Öllampen führen, die oben an dem Leuchter sind. 3 Rechts und links vom Ölgefäß sehe ich je einen Ölbaum stehen. – 4 Was hat das zu bedeuten, mein Herr?", fragte ich den Engel. 5 "Verstehst du das denn nicht?", erwiderte er. "Nein, mein Herr", sagte ich. 6 Da gab er mir folgende Auskunft:

"So lautet das Wort Jahwes an Serubbabel*: 'Nicht durch Heeresmacht und menschliche Gewalt wird es geschehen, sondern durch meinen Geist', spricht Jahwe, der allmächtige Gott. 7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel wirst du zur Ebene! Ja, mit lautem Jubel wird er den Schlussstein einsetzen: 'Wie schön, wie schön ist er!'" 8 Ich empfing auch die folgende Botschaft Jahwes: 9 "Serubbabel hat den Grund für den Bau dieses Hauses gelegt. Er wird ihn auch vollenden! Daran wirst du erkennen, Serubbabel, dass Jahwe, der allmächtige Gott, mich* zu euch geschickt hat. 10 Denn auch der, der den Tag geringer Anfänge verachtet, wird mit Freude diesen besonderen Stein in Serubbabels Hand sehen. –

4,6: Serubbabel. Nachkomme des letzten jüdischen Königs; er führte 18 Jahre vorher einen Teil des Volkes aus der Gefangenschaft zurück in die Heimat.
4,9: mich. Offenbar den Engel Jahwes, der Jahwe selbst repräsentiert.

Diese sieben Öllampen sind die Augen Jahwes, die über die ganze Erde schweifen." 11 Ich fragte weiter: "Und was bedeuten die beiden Ölbäume rechts und links vom Leuchter?" 12 Und noch einmal: "Was haben die beiden Büschel von Ölbaumzweigen neben den zwei Goldtrichtern zu bedeuten, durch die das goldfarbene Öl fließt?" 13 "Verstehst du das nicht?", fragte er. "Nein, mein Herr", erwiderte ich. 14 Er sagte: "Das sind die beiden Gesalbten*, die bei dem Herrn der ganzen Erde stehen."

4,14: die beiden Gesalbten. Wörtlich: Söhne es Öls. Das bezieht sich zunächst auf den Nachkommen des Königs David, Serubbabel, und den Hohen Priester Jeschua, im erweiterten Sinn aber auch auf den Messias, der König und Hoher Priester in einer Person sein wird (Sacharja 6,12-13).

Die Gottlosigkeit verlässt das Land (5-6)

Die fliegende Rolle (6. Vision)

/5\ 1 Ich blickte wieder auf und sah auf einmal eine Schriftrolle durch die Luft fliegen. 2 Der Engel fragte mich: "Was siehst du?" – "Ich sehe eine offene Schriftrolle fliegen, etwa zehn Meter lang und fünf Meter breit*." 3 "Das ist der Fluch", sagte er mir, "der über das ganze Land kommt. Denn nach dem, was auf der einen Seite geschrieben steht, wird jeder Dieb weggefegt werden, und nach dem, was auf der anderen Seite steht, jeder Meineidige. 4 Ich habe ihn kommen lassen, spricht Jahwe, der allmächtige Gott, und schicke ihn in das Haus jedes Diebes und jedes Menschen, der in meinem Namen einen Meineid schwört. Er wird auf ihren Häusern lasten und jeden Balken und Stein darin zerfressen, bis sie zusammenbrechen."

5,2: fünf Meter breit. 20 x 10 Ellen, das sind die Maße der Vorhalle des Salomonischen Tempels.

Die Frau in der Tonne (7. Vision)

5 Dann trat der Engel, der mir zur Seite stand, wieder vor und sagte: "Schau hoch und sieh, was dort zum Vorschein kommt!" 6 "Was ist denn das?", fragte ich. "Das ist eine Tonne", erwiderte er, "und so sieht die Schuld des ganzen Landes aus." 7 Auf einmal hob sich der runde Bleideckel auf der Tonne und eine Frau kam zum Vorschein. 8 "Das ist die Gottlosigkeit", sagte der Engel. Er stieß die Frau in die Tonne zurück und schlug den Bleideckel zu. 9 Als ich wieder aufblickte, sah ich zwei Frauen mit Flügeln, wie Störche sie haben. Sie rauschten heran, packten die Tonne und flogen mit ihr davon. 10 "Wohin bringen sie das?", fragte ich den Engel. 11 "Sie bauen ihm einen Tempel im Land Schinar*", sagte er, "und stellen die Gottlosigkeit* dort auf ein Podest."

5,11: Land Schinar. Das meint die Ebene Babyloniens, wo die Menschen einst in grenzenloser Überheblichkeit den babylonischen Turm gebaut hatten (siehe 1. Mose 11,1-9).
5,11: Gottlosigkeit. Eigentlich die Tonne mit der Frau, was aber die Gottlosigkeit oder Sünde symbolisiert.

Die vier Wagen (8. Vision)

/6\ 1 Als ich wieder aufblickte, sah ich vier Wagen, die zwischen zwei Bergen aus Bronze hervorkamen. 2 Der erste Wagen wurde von roten Pferden gezogen, der zweite von schwarzen, 3 der dritte von weißen und der vierte von gescheckten, alles starke Tiere. 4 "Was bedeutet das, mein Herr?", fragte ich den Engel, der mir zur Seite stand. 5 Er erwiderte: "Das sind die vier Winde des Himmels. Sie kommen vom Herrn der ganzen Erde, von dem sie ihre Befehle empfangen haben. 6 Das schwarze Gespann zieht nach Norden und das weiße hinter ihm her. Das gescheckte zieht nach Süden." 7 Die starken Pferde drängten ungeduldig vorwärts. Da rief der Engel Jahwes: "Los! Durchzieht die Erde!" Da galoppierten sie davon. 8 Und mir rief er laut zu: "Die nach dem Norden losgezogen sind, werden meinen Geist über das Land im Norden bringen und meinen Zorn stillen."

Krönung des Hohen Priesters

9 Dann empfing ich die folgende Botschaft Jahwes: 10 "Geh heute noch in das Haus Joschijas Ben-Zefanja und lass dir von Heldai, Tobija und Jedaja das geben, was sie aus Babylonien mitgebracht haben. 11 Nimm das Silber und Gold und lass daraus eine Krone anfertigen. Setze sie dem Hohen Priester Jeschua Ben-Jozadak auf 12 und sage zu ihm: 'So spricht Jahwe, der allmächtige Gott: Es wird ein Mann kommen, der Spross heißt, denn wo er steht, wird es sprossen. Er wird den Tempel Jahwes bauen. 13 Ja, er wird ihn wieder aufbauen. Er wird königlichen Schmuck tragen, auf seinem Thron sitzen und herrschen, aber zugleich wird er auch Priester sein. Und auf dem Thron wird ein friedliches Einvernehmen bestehen. 14 Die Krone soll zur Erinnerung an Heldai, Tobija und Jedaja und die Gastfreundschaft Ben-Zefanjas im Tempel Jahwes aufbewahrt werden. 15 Aus der Ferne werden sie kommen und am Tempel Jahwes bauen. Daran werdet ihr erkennen, dass Jahwe, der allmächtige Gott, mich zu euch gesandt hat. Das wird aber nur geschehen, wenn ihr aufmerksam auf Jahwe, euren Gott, hört.'"

7-8: Das Wort zum Fasten

Die Frage: Sollen wir noch fasten? (7)

Die Fastenfrage

/7\ 1 Am 4. Dezember* im vierten Regierungsjahr des Königs Darius erhielt Sacharja wieder eine Botschaft Jahwes. 2 An diesem Tag waren Sarezer, Regem-Melech und dessen Männer aus Bet-El nach Jerusalem gekommen. Sie wollten Jahwe anflehen 3 und die Priester im Tempel Jahwes, des allmächtigen Gottes, und die Propheten fragen: "Sollen wir auch künftig den Fast- und Trauertag im August* begehen, wie wir es schon so viele Jahre getan haben?"

7,1: Dezember. Wörtlich: des neunten Monats, des Kislew. Das war im Jahr 518 v.Chr.
7,3: August. Wörtlich: 5. Monat. Am 7. August 586 v.Chr. wurden der Tempel und alle wichtigen Gebäude Jerusalems im Auftrag Nebukadnezzars niedergebrannt und die Stadtmauer zerstört, siehe 2. Könige 25,8-10.

Die erste Antwort

4 Da sprach Jahwe, der allmächtige Gott, zu mir: 5 "Sag dem ganzen Volk im Land und den Priestern: 'Wenn ihr im August und im Oktober* gefastet und getrauert habt – und das nun schon 70 Jahre lang –, habt ihr da etwa für mich gefastet? 6 Wenn ihr esst und trinkt, tut ihr es doch auch für euch selbst! 7 Wisst ihr denn nicht, was Jahwe durch die früheren Propheten sagen ließ, als Jerusalem noch bewohnt und im Frieden war, ebenso die Städte ringsum; und als der heiße Süden und das westliche Hügelland noch bevölkert waren?'"

7,5: Oktober. Wörtlich: 7. Monat. Im Oktober 586 v.Chr. wurde Gedalja, der von Nebukadnezzar eingesetzte Statthalter, ermordet, siehe 2. Könige 25,25.

8 Es kam das Wort Jahwes zu Sacharja: 9 "Jahwe, der allmächtige Gott, sagte damals zu ihnen: 'Richtet gerecht und geht liebevoll und barmherzig miteinander um! 10 Unterdrückt die Waisen und Witwen nicht, auch nicht die Ausländer oder die Armen! Und schmiedet keine bösen Pläne gegeneinander!' 11 Aber sie wollten nicht einmal zuhören. Sie zuckten die Schultern und stellten sich taub. 12 Sie machten ihre Herzen hart wie Kieselstein und schlugen meine Weisungen in den Wind. Sie wollten einfach nicht auf das hören, was Jahwe, der allmächtige Gott, ihnen durch seinen Geist sagte, den er in den früheren Propheten wirken ließ. Deshalb traf sie mein Zorn mit voller Wucht. 13 Es geschah Folgendes: So wie ich sie rief und sie nicht hörten, werden sie rufen und ich werde nicht hören, spricht Jahwe, der allmächtige Gott. 14 Da habe ich sie unter alle Völker verweht, die sie vorher nicht einmal kannten. Und hinter ihnen verödete das Land; niemand zog mehr hindurch und keiner kam zurück. So machten sie ein schönes Land zur schaurigen Öde."

Die Antwort: Aus Fasten werden Feste! (8)

Fünf Verheißungen

/8\ 1 Es kam das Wort Jahwes, des Allmächtigen: 2 "So spricht Jahwe, der Allmächtige: 'Ich brenne vor Liebe zu Zion, und ich glühe vor Zorn wegen seines Zustands.'

3 So spricht Jahwe: 'Ich kehre nach Zion zurück und werde in der Stadt wohnen. Stadt der Wahrheit wird man Jerusalem nennen, und den Berg, auf dem der allmächtige Gott wohnt, Heiliger Berg.'

4 So spricht Jahwe, der allmächtige Gott: 'Auf den Plätzen der Stadt werden wieder hochbetagte Männer und Frauen sitzen, vor Alter auf ihren Stab gestützt; 5 und sie werden den spielenden Kindern zusehen, den Jungen und Mädchen, von denen die Plätze wimmeln.'

6 So spricht Jahwe, der Allmächtige: 'Wenn es dem Rest dieses Volkes dann auch wunderbar erscheinen wird, so doch nicht mir, dem allmächtigen Gott!'

7 So spricht Jahwe, der Allmächtige: 'Ja, ich werde mein Volk vom Osten bis zum Westen aus allen Ländern heraus retten. 8 Ich werde sie nach Hause bringen und lasse sie in Jerusalem wohnen. Sie werden mein Volk und ich werde ihr Gott sein, treu und gerecht.'"

Zwei Ermutigungen

9 So spricht Jahwe, der Allmächtige: "Fasst Mut und packt an! Auch für euch gilt, was die Propheten gesagt haben, als das Fundament zum Wiederaufbau des Tempels gelegt wurde. 10 Denn vor dieser Zeit brachte eure Arbeit und die eurer Tiere keinen Ertrag. Nie fühlte man sich sicher vor dem Feind, beim Hinausgehen nicht und beim Heimkommen auch nicht. Alle Menschen ließ ich gegeneinander los. 11 Aber von jetzt an werde ich dem Rest meines Volkes anders begegnen, versichert Jahwe, der allmächtige Gott, 12 denn es wird eine Saat des Friedens geben. Der Weinstock wird seine Frucht geben, der Boden seinen Ertrag und der Himmel seinen Tau. Das alles gebe ich dem Rest dieses Volkes als Eigentum. 13 Und wie ihr vorher den Völkern als Fluchwort gedient habt, ihr aus Juda und Israel, so werde ich euch retten, damit ihr zum Inbegriff des Segens werdet. Habt also keine Angst und packt an!"

14 Denn das sagt Jahwe, der Allmächtige: "So wie ich mir vorgenommen hatte, euch Böses zu tun, als eure Väter mich zum Zorn reizten, und mich durch nichts davon abbringen ließ, 15 so habe ich nun beschlossen, Jerusalem und den Juden Gutes zu tun. Habt also keine Angst! 16 Doch folgende Dinge müsst ihr tun: Sagt einander die Wahrheit! Fällt wahrhaftige Urteile zum Frieden im Gericht! 17 Seid nicht darauf aus, einander zu schaden, und liebt keine verlogenen Schwüre! Denn das ist mir verhasst, sagt Jahwe."

Die zweite Antwort

18 Es kam das Wort Jahwes, des Allmächtigen, zu mir: 19 "So spricht Jahwe, der Allmächtige: Die Fast- und Trauertage im Januar*, im Juli*, im August und im Oktober* werden den Juden zu fröhlichen Festtagen mit Jubel und Freude werden. Doch Wahrheit und Frieden müsst ihr lieben!"

8,19: Januar. Wörtlich: 10. Monat. Am 10. Januar 588 v.Chr. begann die Belagerung Jerusalems durch die Truppen Nebukadnezzars, siehe 2. Könige 25,1-2.
8,19: Juli. Wörtlich: 4. Monat. Zwei Jahre nach Beginn der Belagerung, am 9. Juli 586 v.Chr. wurde die erste Bresche in die Stadtmauer Jerusalems geschlagen, siehe Jeremia 39,1-10.
8,19: August und Oktober. Siehe Anmerkungen zu Sacharja 7,3-5.

Erweckung unter den Völkern

20 So spricht Jahwe, der Allmächtige: "Es wird noch geschehen, dass viele Völker herbeikommen und die Bewohner ganzer Städte. 21 Die Einwohner der einen Stadt werden zur anderen gehen und sagen: 'Kommt, wir wollen hingehen, um Jahwe anzuflehen, ja wir suchen Jahwe, den allmächtigen Gott! Auch ich will hingehen.' 22 So werden viele und große Völker nach Jerusalem kommen, um Jahwe, den allmächtigen Gott, aufzusuchen und seine Gnade zu erbitten."

23 So spricht Jahwe, der allmächtige Gott: "Dann wird man es erleben, dass zehn Männer aus ganz unterschiedlichen Völkern sich an einen Juden hängen. Sie werden sich an seinem Gewand festhalten und sagen: 'Lasst uns mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott bei euch ist.'"

9-14: Das Wort als Last

Gott sucht die Nachbarvölker heim (9)

Die Nachbarn Israels

/9\ 1 Das Wort Jahwes wird lasten auf dem Land Hadrach* und ruhen auf Damaskus, denn die Blicke aller Menschen sind auf Jahwe gerichtet, nicht nur die der Stämme Israels. 2 Sein Wort erreicht auch Hamat, das an Hadrach grenzt, und kommt ebenso nach Tyrus und Sidon*, wo die Leute so weise sind. 3 Tyrus hat sich zwar eine Festung gebaut und Berge von Silber und Gold aufgehäuft.* 4 Doch der Herr wird es erobern, seine Mauer ins Meer stürzen und die ganze Stadt einäschern.* 5 Wenn ‹die Philister aus› Aschkelon, Gaza und Ekron das erfahren, werden sie vor Angst zittern, denn das, worauf sie ihre Hoffnung setzten, ist jetzt dahin. Aus Gaza* wird der König verschwinden, Aschkelon wird unbewohnt sein 6 und in Aschdod wird nur noch Gesindel hausen. "So werde ich den Hochmut der Philister brechen!", sagt Jahwe. 7 "Ich werde ihnen das blutige Opferfleisch aus dem Mund reißen, das abscheuliche Mahl aus den Zähnen zerren." Ein Rest der Philister wird dann zu unserem Gott gehören. Diese Philister werden wie eine Sippe in Juda sein, und die Leute von Ekron wie die Jebusiter unter uns. 8 "Und ich selbst", sagt Jahwe, "stelle mich als Wache vor mein Haus Israel*, zum Schutz vor den Truppen, die hin- und herziehen. Kein fremder Herrscher soll mehr hindurchziehen, denn ich achte jetzt auf mein Volk!"

9,1: Land Hadrach. Die Region von Hatarika, nördlich der Stadt Hamat, am Fluss Orontes – 200 km nördlich von Damaskus.
9,2: Tyrus und Sidon waren die wichtigsten Hafenstädte Phöniziens (heute: Libanon).
9,3: Tyrus ... aufgehäuft. Die Stadt hatte sich nach der Zerstörung durch Nebukadnezzar auf der vorgelagerten Insel eine als uneinnehmbar geltende Festung gebaut. Der Reichtum dieses Handelszentrums war sprichwörtlich.
9,4: Stadt einäschern. Nach der Schlacht bei Issus (333 v.Chr.) schickte Alexander der Große ein Heer nach Damaskus. Er selbst zog durch Phönizien, das sich ihm ergab, bis auf Tyrus, das erst mit Hilfe eines Dammbaus nach achtmonatiger Belagerung fiel.
9,5: Gaza. Von den damals noch bestehenden Philisterstädten leistete Gaza als einzige Widerstand gegen Alexander den Großen und wurde im Sturm erobert.
9,8: Wache vor mein Haus Israel. Jerusalem wurde wunderbar bewahrt. Alexander der Große verschonte die Stadt und gewährte den Juden besondere Vergünstigungen.

Die Ankunft des Königs

9 Freue dich, du Zionsstadt! Jubelt laut, ihr Leute von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht vor Gott, und er bringt die Rettung. Er ist demütig und reitet auf einem Fohlen, dem männlichen Jungtier einer Eselin.* 10 "Ich vernichte die Streitwagen aus Efraïm* und die Pferde aus Jerusalem!", sagt er. Die Waffen werden zerstört. Er wird den Völkern Frieden gebieten! Von Meer zu Meer reicht seine Herrschaft, vom Strom des Euphrat bis zu den Enden der Erde.

9,9: Wird im Neuen Testament zitiert: Matthäus 21,5; Johannes 12,15.
9,10: Efraïm. Der Name des Stammes stand oft stellvertretend für das ehemalige Nordreich Israel. Jetzt offenbar für die Israeliten, die nördlich von Juda lebten.

Gottes Waffe: Israel

11 "Und was dich betrifft, Israel, so lasse ich deine Gefangenen frei aus der Grube, die kein Wasser hat* – und zwar wegen meines Bundes mit dir, der mit Blut besiegelt ist. 12 Kehrt heim, ihr Gefangenen voller Hoffnung! Kehrt heim in die sichere, befestigte Stadt! Auch heute verspreche ich dir doppelte Entschädigung. 13 Ja, ich habe mir Juda als Bogen gespannt und den Köcher mit Efraïm gefüllt. Und deine Söhne, Zion, werde ich zum Schwert gegen Griechenlands Kämpfer machen, dem Schwert eines Helden." 14 Jahwe selbst wird über ihnen erscheinen, und sein Pfeil fährt aus wie der Blitz. Jahwe, der Herr, stößt ins Horn, er fegt einher in den Stürmen des Südens. 15 Jahwe, der allmächtige Gott, wird sein Volk beschützen. Schleudersteine werden um sich fressen, Menschen zu Boden strecken und Blut saufen wie Wein. Sie werden so voll sein mit Blut wie die Opferschale und wie die Ecken des Altars. 16 So wird Jahwe, ihr Gott, die Herde seines Volkes an jenem Tag retten. Dann werden sie wie Edelsteine im Stirnreif funkeln über seinem Land. 17 Wie anmutig und schön! Junge Männer und Mädchen lässt er heranwachsen wie Korn und jungen Wein.

9,11: Grube, die kein Wasser hat. Wohl eine trockene Zisterne, die als Gefängnis genutzt wurde.

Falsche und richtige Hirten (10-11)

Musterung der Götzendiener

/10\ 1 Bittet Jahwe um Regen, wendet euch an ihn zur Regenzeit! Denn Jahwe ist es, der die Wetterwolken zusammenballt. Er lässt regnen und er gibt dem Menschen das Grün auf dem Feld. 2 Die Hausgötzen haben nur Unsinn geredet und die Wahrsager Trügerisches geschaut. Sie haben euch erlogene Träume verkündet und spendeten windigen Trost. Darum mussten sie fortziehen wie Schafe, die im Elend sind, denn kein Hirt kümmert sich um sie. 3 "Über die Hirten ist mein Zorn entflammt, über die Leitböcke will ich Musterung halten!"

Gottes Held: Israel

Jahwe, der allmächtige Gott, mustert seine Herde, Judas Volk, und macht ein prächtiges Streitross daraus. 4 Aus Juda kommen Eckpfeiler, Zeltpflock und Kriegsbogen hervor und dazu die mächtigen Führer. 5 Sie werden wie Helden kämpfen und die Feinde zertreten wie Straßendreck. Ja, sie können kämpfen, denn Jahwe steht ihnen bei. Selbst die Reiter hoch zu Ross werden an ihnen zuschanden. 6 "Ich mache Judas Nachkommen stark und die von Josef rette ich. Ich habe Erbarmen mit ihnen, und sie kehren wieder heim. Es wird so sein, als hätte ich sie niemals verstoßen. Denn ich bin Jahwe, ihr Gott, ich erhöre sie! 7 Efraïms Männer werden wie Helden kämpfen und fröhlich sein, als ob sie Wein getrunken hätten. Ihre Kinder werden jubeln, wenn sie es sehen, und preisen von Herzen Jahwe. 8 Ich will ihnen pfeifen und sie zusammenholen, denn ich habe sie erlöst. Und sie werden so zahlreich sein wie einst. 9 Habe ich sie auch unter die Völker gesät – wenn sie dann in der Ferne an mich denken, werden sie am Leben bleiben und kommen mit ihren Kindern zurück. 10 Ich lasse sie heimkehren aus Ägypten und Assyrien und siedle sie in Gilead und dem Libanon* an, doch nicht einmal dort werden sie genug Platz haben. 11 Sie gehen in Angst durchs Meer, doch ich treibe seine Wogen zurück und lasse den Nilstrom versiegen. Der Hochmut Assyriens wird gestürzt und die Macht Ägyptens gebrochen. 12 Ich mache sie stark in Jahwe, und in seinem Namen leben sie!", spricht Jahwe, der allmächtige Gott.

10,10: dem Libanon an. Israel wird schon so dicht besiedelt sein, dass sie nur noch östlich des Jordan und im Norden Platz finden.

Das Heulen der Hirten

/11\ 1 Öffne deine Tore, Libanon, / dass Feuer deine Zedern* verzehrt! / 2 Heult auf, ihr Zypressen*: / die Zedern sind gestürzt, / die Herrlichen dahin. / Heult, ihr Eichen von Baschan, / denn niedergelegt wurde der undurchdringliche Wald. / 3 Und hört ihr, wie die Hirten heulen? / Auch ihre Herrlichkeit ist dahin. / Hört ihr das Brüllen der jungen Löwen? / Selbst der Jordan-Urwald ist nicht mehr.

11,1: Zeder. Prächtiger Nadelbaum mit ausgebreiteter Krone, kann mehr als 1000 Jahre alt und bis zu 40 m hoch werden.
11,2: Zypressen. Schlanke, kegelförmige Nadelbäume, bis zu 50 Meter hoch.

Zwei Hirten

4 Jahwe, mein Gott, sagte zu mir: "Weide die Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind! 5 Ihre Besitzer schlachten sie ab und fühlen sich doch ohne Schuld; ihre Verkäufer stoßen sie ab und sagen noch: 'Jahwe sei gelobt, ich bin jetzt reich!' Keiner der Hirten schont seine Tiere. 6 Darum werde auch ich die Bewohner der Erde nicht mehr verschonen. Ich lasse sie in die Hände ihrer Nachbarn fallen und liefere sie ihren Königen aus. Und selbst wenn diese das ganze Land verwüsten, ich befreie niemand aus ihrer Gewalt."

7 Da weidete ich die zum Schlachten bestimmten Schafe der Viehhändler. Ich nahm mir zwei Hirtenstäbe, den einen nannte ich "Freundschaft" und den anderen "Verbundenheit". Als ich nun die Herde weidete 8 und in einem Monat drei Hirten beseitigt hatte, verlor ich die Geduld mit den Schafen, und auch sie wollten nichts von mir wissen. 9 Da sagte ich: "Ich will euch nicht mehr weiden. Was stirbt, mag sterben, und was verkommt, mag verkommen, und der Rest mag sich gegenseitig auffressen." 10 Dann zerbrach ich meinen Stab "Freundschaft", um den Bund zu zerbrechen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte. 11 Von diesem Tag an hatte er keine Gültigkeit mehr. Da erkannten die Viehhändler, die mich beobachteten, dass ich im Auftrag Jahwes gehandelt hatte. 12 Ich sagte zu ihnen: "Wenn ihr wollt, gebt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, lasst es bleiben!" Da zählten sie mir einen Lohn von 30 ‹Schekel› Silber* hin. 13 Jahwe aber sagte zu mir: "Das also bin ich ihnen wert! Wirf diesen 'großartigen' Preis dem Töpfer hin!"* Ich nahm die Silberstücke und warf sie im Haus Jahwes zum Töpfer hin. 14 Dann zerbrach ich meinen zweiten Stab "Verbundenheit", um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel zu zerbrechen.

11,12: Nach 2. Mose 21,32 die Entschädigungssumme für einen toten Sklaven.
11,13: Wird im Neuen Testament zusammen mit Aussagen von Jeremia 18,2-3 zitiert: Matthäus 27,9-10.

15 Nun sagte Jahwe zu mir: "Nimm noch einmal Hirtengeräte in die Hand und verhalte dich wie ein schlechter Hirt! 16 Denn ich werde einen Hirten im Land auftreten lassen, der die Vermissten nicht sucht, die Zerstreuten nicht sammelt, die Verwundeten nicht heilt und die Gesunden nicht versorgt, sondern das Fleisch der besten Tiere verschlingt, nachdem er ihnen die Klauen zerrissen hat*.

11,16: Klauen zerrissen hat. Bedeutet vielleicht: Damit sie nicht weglaufen konnten. Der Ausdruck könnte aber auch als extreme Gier aufgefasst werden.

17 Wehe dem nichtsnutzigen Hirten, der die Schafe verlässt! Das Schwert treffe seinen Arm und sein rechtes Auge! Sein Arm sei verkrüppelt und sein rechtes Auge blind!"

Der Messias rettet und erhöht die Stadt (12-14)

Jerusalem: belagert und gerettet

/12\ 1 Das Wort Jahwes wird lasten über Israel. – Es spricht Jahwe, der den Himmel ausgespannt, die Erde gegründet und den Geist des Menschen in dessen Innerem geformt hat: 2 "Ja, ich werde Jerusalem für alle Völker ringsum zu einer Taumelschale machen. Wer daraus trinkt, wird ins Taumeln kommen. Auch Juda wird betroffen sein, wenn sie Jerusalem belagern. 3 An jenem Tag mache ich Jerusalem zu einem Stemmstein für die Völker: Jeder, der ihn zu stemmen versucht, wird sich daran wund reißen. Alle Völker der Erde werden sich gegen Jerusalem zusammentun." 4 An jenem Tag, sagt Jahwe, werde ich die Pferde scheuen lassen und ihre Reiter mit Wahnsinn schlagen. Und während ich die Pferde der Völker blind mache, halte ich meine Augen offen über den Juden. 5 Die führenden Männer von Juda werden denken: "Die Leute von Jerusalem sind stark, denn sie vertrauen Jahwe, ihrem allmächtigen Gott." 6 An jenem Tag mache ich die Anführer Judas zu einem Feuer unter trockenem Holz, zu einer Fackel unter einem Haufen Stroh. Sie werden rechts und links alle Völker verbrennen. Und Jerusalem wird unversehrt an seinem Platz bleiben. 7 Doch zuerst wird Jahwe die Leute Judas retten, damit der Stolz der Nachkommen Davids und der Einwohner von Jerusalem nicht zu groß wird. 8 An jenem Tag wird Jahwe die Einwohner Jerusalems beschützen: Der Schwächste von ihnen wird stark sein wie David und Davids Haus wie Gott, wie der Engel Jahwes, der ihnen voranzieht. 9 An jenem Tag werde ich darauf bedacht sein, alle Völker zu vernichten, die gegen Jerusalem angerückt sind.

Der Durchbohrte

10 Doch über die Nachkommen Davids und die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist der Gnade kommen lassen, dass sie um Gnade flehen. Dann werden sie zu mir aufblicken, den sie durchbohrt haben.* Sie werden um ihn trauern und klagen, wie man um den einzigen Sohn trauert; sie werden bitter um ihn weinen wie um einen Erstgeborenen. 11 An jenem Tag wird der Jammer in Jerusalem so groß sein wie der Jammer von Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo*. 12 Das ganze Land wird trauern, jede Sippe wird es für sich tun, nach Männern und Frauen getrennt: die Nachkommen Davids* und die von Natan, 13 die Nachkommen Levis und die von Schimi*, jeweils Männer und Frauen für sich, 14 sowie alle übrigen Sippen in Israel, jeweils Männer und Frauen für sich*.

12,10: Wird im Neuen Testament von Johannes zitiert: Johannes 19,37.
12,11: Jammer ... von Megiddo. Das war offenbar die Trauer um Joschija, den frömmsten König Judas, der 609 v.Chr. in der Ebene von Megiddo starb, siehe 2. Chronik 35,20-27.
12,12: Nachkommen Davids. Siehe 2. Samuel 5,13-16.
12,13: Schimi. Enkel Levis, siehe 2. Mose 6,16-17.
12,14: für sich. Das königliche und das priesterliche Geschlecht werden besonders herausgestellt, sie stehen als Teil für das ganze Volk. Offenbar will der Prophet sagen, dass sich eine ganze Generation des Volkes Israel zu dem gekreuzigten und wiederkommenden Messias bekennen wird.

/13\ 1 An jenem Tag wird für die Nachkommen Davids und die Einwohner Jerusalems eine Quelle als Mittel gegen Sünde und Unreinheit vorhanden sein.

Ausrottung der Götzendiener

2 "An jenem Tag", spricht Jahwe, der allmächtige Gott, "werde ich die Namen der Götzen aus dem Land entfernen, damit sie nicht mehr erwähnt werden. Auch die Propheten und den Geist des Götzendienstes werde ich aus dem Land wegschaffen. 3 Und wenn sich dann trotzdem noch jemand als Prophet ausgibt, werden seine eigenen Eltern zu ihm sagen: 'Du hast dein Leben verwirkt, weil du im Namen Jahwes Lügen verbreitest!' Und sein eigener Vater und seine eigene Mutter werden ihn durchbohren, bloß, weil er als Prophet aufgetreten ist. 4 An jenem Tag werden die Propheten sich der Visionen, die sie erhalten und verkündigt haben, schämen. Nie mehr werden sie im haarigen Prophetenmantel* auftreten, um die Menschen zu täuschen. 5 Und wenn man einen zur Rede stellt, wird er sagen: 'Ich bin kein Prophet, ich bin nur ein Mann, der seinen Acker bebaut. Schon von Jugend an besitze ich Ackerland.' 6 Wenn man ihn aber fragt: 'Und was sind das für Wunden an deinem Körper*?', wird er sagen: 'Das ist von den Schlägen im Haus meiner Liebe.'"

13,4: haarigen Prophetenmantel. 2. Könige 1,8; Matthäus 3,4.
13,6: an deinem Körper. Wörtlich: zwischen deinen Händen. Das meint Wunden an Armen oder Brust, die falsche Propheten sich oft selbst beigebracht haben, siehe 1. Könige 18,28.

Der geschlagene Hirt

7 "Schwert, stürze dich auf meinen Hirten, auf den, der mir am nächsten steht!", sagt Jahwe, der allmächtige Gott. "Schlag den Hirten tot, dass die Schafe auseinanderlaufen!* Auch die Schwachen werde ich nicht verschonen. 8 Zwei Drittel aller Menschen im Land werden umkommen, nur ein Drittel wird überleben. 9 Doch auch dieser Rest muss die Feuerprobe bestehen. Ich werde ihn läutern, wie Silber geläutert wird, und auf Echtheit prüfen, wie man das mit Gold macht. Dieser Rest wird dann meinen Namen anrufen, und ich werde ihm antworten. Ich werde sagen: 'Ihr seid mein Volk', und er wird erwidern: 'Jahwe ist unser Gott.'"

13,7: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Matthäus 26,31; Markus 14,27.

Jerusalem: von Jahwe erhöht

/14\ 1 Es wird ein Tag für Jahwe kommen, an dem sofort verteilt wird, was man in deiner Mitte erbeutet hat. 2 Alle Völker werde ich zum Kampf gegen Jerusalem versammeln. Sie werden die Stadt erobern, die Häuser plündern und die Frauen schänden. Die Hälfte aller Einwohner wird in die Gefangenschaft geführt. Nur ein Rest des Volkes darf in der Stadt bleiben. 3 Dann aber wird Jahwe selbst gegen jene Völker in den Kampf ziehen, so wie er es schon früher getan hat.

4 An jenem Tag wird er auf dem Ölberg stehen, der östlich von Jerusalem liegt. Da wird sich der Ölberg von Ost nach West spalten, die eine Hälfte wird nach Norden ausweichen und die andere nach Süden, sodass ein sehr großes Tal entsteht. 5 In dieses Tal zwischen meinen Bergen, das bis nach Azel* reicht, werdet ihr fliehen, so wie eure Vorfahren zur Zeit des Königs Usija vor dem Erdbeben* geflohen sind. Dann wird Jahwe, mein Gott, kommen. Alle Heiligen* werden bei ihm sein. 6 An jenem Tag wird kein Licht sein, erstarrt ist alles Prächtige. 7 Ein einzigartiger Tag wird das sein. Als Jahwes Tag gibt er sich zu erkennen. Tag und Nacht wechseln an ihm nicht ab, und wenn der Abend kommt, wird Licht. 8 An jenem Tag wird in Jerusalem eine Quelle entspringen, die Sommer und Winter frisches Wasser führt. Die eine Hälfte davon fließt ins östliche Meer, die andere ins westliche*. 9 Dann wird Jahwe König über die ganze Erde sein. An jenem Tag wird Jahwe der Einzigartige sein und sein Name der alleinige. 10 Das ganze Land von Geba* bis Rimmon* südlich von Jerusalem wird sich in eine Niederung verwandeln. Jerusalem selbst wird dann das Land überragen und an seinem Platz bleiben vom Benjamin-Tor über das frühere Tor bis zum Ecktor, vom Hananel-Turm bis zu den königlichen Weinkeltern. 11 Ihre Bewohner werden in Sicherheit leben, und die Stadt wird nie mehr zerstört werden.

14,5: Azel. Der Ort ist unbekannt, er markiert vermutlich das östliche Ende des neuen Tals.
14,5: Erdbeben. Siehe Amos 1,1.
14,5: Heilige. Das kann hier Engel oder Menschen oder beide meinen.
14,8: östliche ... westliche. Gemeint sind das Tote Meer und das Mittelmeer.
14,10: Geba. 9 km nordöstlich von Jerusalem an der Grenze Judas.
14,10: Rimmon. 56 km südwestlich der Stadt, wo das Hügelland Judas in den Negev (die Niederung) übergeht.

Die Anbetung des Messias (14)

Die Herrschaft des Königs

12 Aber gegen die Völker, die gegen Jerusalem gekämpft haben, wird Jahwe einen furchtbaren Schlag führen: Bei lebendigem Leib wird das Fleisch an ihrem Körper verfaulen, die Augen werden in ihren Höhlen verwesen und die Zunge im Mund. 13 An diesem Tag wird Jahwe eine Panik unter ihnen entstehen lassen, sodass einer den anderen packt und über ihn herfällt. 14 Männer aus ganz Juda werden helfen, Jerusalem zu verteidigen. Dann sammeln sie die Schätze im Lager der feindlichen Völker ein: jede Menge Gold, Silber und kostbare Gewänder. 15 Die Pferde, Maultiere, Kamele, Esel und alle anderen Tiere im Lager wird der gleiche vernichtende Schlag treffen.

16 Die Überlebenden der Völker, die gegen Jerusalem gekämpft haben, werden von da an jedes Jahr nach Jerusalem ziehen, um das Laubhüttenfest zu feiern und Jahwe, den allmächtigen Gott, anzubeten. 17 Wenn aber eins von den Völkern der Erde sich weigert zu kommen, um dem allmächtigen Gott die Ehre zu erweisen, wird kein Regen mehr über dieses Land kommen. 18 Und wenn es die Ägypter sind, die nicht mehr kommen, werden auch sie entsprechend bestraft*. Es wird sie der gleiche Schlag treffen, mit dem Jahwe alle Völker bestrafen wird, die nicht zum Laubhüttenfest kommen. 19 So wird die Strafe für Ägypten und die der anderen Völker aussehen.

14,18: Bei den Ägyptern ist es nicht der Entzug des Regens, sondern durch das Ausbleiben der Nilüberschwemmungen.

Dann wird alles heilig sein

20 An jenem Tag wird selbst auf den Schellen der Pferde stehen: "Heilig für Jahwe"*. Und die Kochtöpfe im Tempel Jahwes werden so heilig sein wie die Schalen mit Opferblut vor dem Altar. 21 Ja, jeder Kochtopf in Jerusalem und Juda wird Jahwe, dem allmächtigen Gott, geheiligt sein. Und alle, die zum Opfern kommen, nehmen die Töpfe und kochen darin. Dann wird es auch keinen Händler mehr geben* im Tempel Jahwes, des Allmächtigen.

14,20: "Geheiligt für Jahwe". Was sonst nur an dem goldenen Stirnblech des Hohen Priesters stand, siehe 2. Mose 28,36.
14,21: keinen Händler ... geben. Vergleiche Matthäus 21,12.

 

 


Gliederung:  Der Prophet Sacharja

Gott bewegt die Welt und wohnt wieder unter seinem Volk

1-6: Das Wort in Visionen

Kehrt um, denn Gott kehrt zurück (1)
Jahwe wird wieder in Jerusalem wohnen (2)
Ermutigung der beiden Führer im Volk (3-4)
Die Gottlosigkeit verlässt das Land (5-6)

7-8: Das Wort zum Fasten

Die Frage: Sollen wir noch fasten? (7)
Die Antwort: Aus Fasten werden Feste! (8)

9-14: Das Wort als Last

Gott sucht die Nachbarvölker heim (9)
Falsche und richtige Hirten (10-11)
Der Messias rettet und erhöht die Stadt (12-14)
Die Anbetung des Messias (14)