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Toledot - Die Welt der Bibel |
Ein Geschichtlicher ÜberblickDie Geschichte JerusalemsJersualem – die Haupstadt Israels liegt auf zwei Bergrücken (800 m über N.N.) in den Bergen von Judäa an der Kreuzung von ehemals wichtigen Handelsstraßen in Nord-Süd- (aus Richtung Sichem in Richtung Hebron) und Ost-West-Richtung (Verbindung zwischen der Via Maris im Westen und dem Königsweg im Osten). Die Judäischen Berge bilden eine Wasserscheide in Nord-Süd-Richtung zwischen dem flachen Küstenstreifen am Mittelmeer und der hügeligen Schefela im Westen und dem tiefer gelegenen Jordangraben und dem Toten Meer im Osten. Die Via Maris und der Königsweg waren in antiker Zeit wichtige Verbindungsstraßen zwischen Ägypten und Mesopotamien, den Machtzentren des Orients. [Jerusalemer Bibellexikon, Calwer Bibelatlas] Erste außerbiblische Erwähnung findet die Stadt Jerusalem in den el-Amarna Briefen, einer diplomatischen Korrespondenz zwischen verschiedenen Königen kanaanitischer Städte, Amenhotep III und Amenhotep IV. Sie beinhalten sechs Briefe vom Herrscher von Jerusalem an den ägyptischen König, in denen er das Bündnis mit dem „Land von Jerusalem“ (mât Urusalim) bekräftigt. Bild 1: Fragment einer Keilschrifttafel (oberes Bild; Jerusalem Archaeological Park [Davidson-Center]), beschrieben in Akadisch. Die Inschrift ähnelt den Keilschrifttafeln der el-Amarna Briefe aus der Zeit Amenhotep IV. Dieses Fragment wurde 2009 bei Ausgrabungen auf dem Ophel südlich des Tempelbergs in Jerusalem gefunden (Fundstelle im nachfolgenden Bild). Die erste Erwähnung in der Bibel findet sich im ersten Buch Mose als Abram (zu der Zeit hatte Gott den neuen Namen Abraham – „denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker“ - ihm noch nicht gegeben; 1. Mose 17,5) nach der Rettung seines Neffen Lot von Melchisedek, König von Salem, gesegnet wird (1. Mose 14, 18). Eine weitere Erwähnung findet sich im Zusammenhang mit Gottes Vertrauensprüfung und Bestätigung der Verheißungen an Abraham (1. Mose 22) auf „einem Berg im Land Morija“ (Berg Morija = Jerusalem; vgl. 2. Chronik 3,1). Die erste archäologisch belegte Stadt befand sich südöstlich unterhalb des heutigen Tempelbergs (vgl. 1 in Bild 3). Funde aus Gräbern in der Umgebung lassen sich auf die mittlere Bronzezeit IIC und die späte Bronzezeit I-IIA datieren. Die Stadt liegt heute auf einem Höhenzug mit steil abfallenden Hängen. Im Osten wird die Stadt begrenzt durch das Kidrontal und im Westen durch das Hinnomtal. In antiker Zeit durchschnitt ein weiteres Tal, das „Zentrale Tal“ oder „Tyropoeontal“ (auch „Käsemachertal“) das heutige Gebiet der Altstadt. Es begann im Norden nördlich des Damaskustors, verlief in Südrichtung durch das Damsakustor hindurch, teilte in der Altstadt das jüdische Viertel vom Tempelberg und verlief auf der Westseite der „City of David“, wo es beim Brunnen Rogel auf das Hinnomtal traf. Dieses Tal ist heute vollständig zugeschüttet. Bild 2: Die Altstadt Jerusalems heute Zur Zeit der Landnahme unter Josua wurde Jerusalem von den Israeliten nicht eingenommen (vgl. Josua 15). Der Stamm Benjamin, zu dessen Stammesgebiet Jerusalem gehörte, lebte zusammen mit den Jebusitern (vgl. Richter 1, 21). Erst unter König David gelang die Einnahme der Jebusiterstadt (vgl. 1 in Bild 3; 2. Samuel 5, 6-16) und in der Folgezeit wurde Jerusalem die Hauptstadt Israels. Die Einnahme der Stadt durch David ist in 2. Samuel 5, 6-9 und 1. Chronik 11, 4-7 beschrieben. Bei der Eroberung spielte die Gihonquelle (vgl. 2. Samuel 5,8) eine entscheidenede Rolle. König Davids Sohn Salomo erweiterte die Stadt nach Norden (vgl. 2 in Bild 3) und baute im nördlichen Teil den ersten Tempel an der Stelle der Tenne Ornans, des Jebusiters, auf dem Berg Morija (2. Chronik 3,1). Während der Zeit der Könige Israels wurde die Stadt nach Westen hin, über das „Zentrale Tal“ hinweg erweitert (vgl. 3 in Bild 3). Ein wichtiger archäologischer Beleg dafür ist die „Breite Mauer“, ein 7m breites und etwa 65m langes Teilstück der Mauer aus der Zeit des Königs Hiskia. Die Mauer verlief vom Tempel Richtung Westen in Richtung der nord-westlichen Ecke des südwestlichen Hügels etwa bis zum heutigen „Davidsturm“ in der Nähe des Jaffators. Zum Bau der Mauer wurden private Häuser z.T. abgerissen bzw. abgeschnitten, was an dem heute noch frei liegenden Mauerstück zu sehen ist (Jesaja 22, 9-11). Bild 3: Die Mauerverläufe im Wandel der Zeit: (1) Jebusiterstadt bzw. Davidsstadt, (2) Erweiterung durch Salomo – mit Tempel (vgl. Bild 7), (3) Erweiterungen der Königszeit (4) Erweiterungen der hellenistischen Zeit (1. Mauer), (5) Herodianische Erweiterungen (2. Mauer), (6) Erweiterungen im 1. Jahrhundert (3. Mauer), (7) Heutige Altstadt bzw. Mauer aus Osmanischer Zeit (16. Jh. n.Chr.) Diese Stadt (vgl. 3 in Bild 3) wurde 586 v.Chr. durch die Babylonier zerstört (2. Könige 25, 8-10 und 2. Chronik 36, 18-19). Durch die Proklamation des persischen Königs Cyrus (538 v.Chr.) wurde den Juden erlaubt Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen (Esra 1, 2-3). Die ersten Rückkehrer siedelten hauptsächlich im Gebiet der Davidsstadt (vgl. 1 in Bild 3) und begannen den Tempel zu restaurieren (Esra 5,16). Mit der zweiten großen Rückkehrerwelle aus dem Babylonischen Exil 521 v.Chr. wurde der Wiederaufbau mit Schwierigkeiten aber durch Ermutigungen durch den Propheten Haggai fortgeführt. Erst nach der Wiederentdeckung der Proklamation des persischen Königs Cyrus (515 v.Chr.) konnte der Wiederaufbau des Tempels erfolgreich fortgeführt werden. Die Stadt selbst war aber noch immer nicht befestigt. 445 v.Chr. kam Nehemia aus dem babylonischen Exil, und unter seiner Führung wurden die Stadtmauern wieder aufgebaut (Nehemia 2-4). Die befestigte Stadt umfasste wohl die „City of David“ und den Tempelberg (vgl. 2 in Bild 3). Im 4. Jahrhundert v.Chr., unter der Regierung der Ptolemäer, wuchs die Stadt über die Grenzen aus der Königszeit hinaus (vgl. 4 in Bild 3). Hierüber findet sich nur eine kleine Information in den alttestamentlichen Apogryphen Schriften:
200 v.Chr. fiel Palästina mit Jerusalem an die Seleukiden, und die jüdische Bevölkerung begrüßte die Herrschaft Antiochus III. Mit ihnen zogen im 2. Jahrhundert v.Chr. verstärkt hellenistische Elemente ein vor allem in die jüdische Oberschicht und die Priesterfamilien.
Bild 4-1: „Teich der Türme“, „Hiskias Teich“ oder „Teich der Patriarchen“. Er stammt aus der Zeit des zweiten Tempels, ist 73m lang, 43m breit und fasst ca. 11.000m³ Wasser (Bild um 1900?). Bild 4-2: Seit 2005 ist der Teich trocken gelegt (Bild von 2011, aufgenommen vom Davidsturm) Nach einer Reihe von Siegen der Hasmonäer zu Beginn der jüdischen Revolte gegen die Seleukiden erlangte 164 v.Chr. Judas Makkabäus die Kontrolle über Jerusalem. Er reinigte den Tempel von den heidnischen Einflüssen. In den Folgejahren gelang es den Hasmonäern aber nur zeitweise die Kontrolle über Jerusalem zu behalten. Erst 141 v.Chr., unter Simeon dem Hasmonäer, gelang die vollständige Kontrolle über Jerusalem:
Bild 5: Der Aufstand der Makkabäer. Relief auf der Menora vor der Knesset in Jerusalem Unter der Führung von Judas Makkabäus wurden einige Teile der Stadtbefestigung wieder hergestellt. Während der Zeit Simeons des Hasmonäers wurde auch die Befestigung des südwestlichen Hügels wieder aufgebaut (vgl. 4 in Bild 3). Die wechselhafte Herrschaft der Hasmonäer dauerte an bis 63 v.Chr. Gnaeus Pompeius Magnus das römische Reich nach Osten ausdehnte und Jerusalem einnahm. Bei der Einnahme der Stadt und des Tempels wurden Teile der Stadt um den Tempel herum z.T. systematisch zerstört. Zur großen Empörung der Juden betrat Gnaeus Pompeius Magnus das Allerheiligste des Jerusalemer Tempels und entweihte ihn damit. 48 v.Chr. regierte Antipas aus Idumäa, der Vater von Herodes dem Großen Judäa. 47 v.Chr. setzte er seinen Sohn als Stadthalter von Jerusalem ein, der das Verteidingungssystem Jerusalems reparierte. 40 v.Chr. gelang es Mattathias Antigonus dem Hasmonäer vorübergehend die Römer aus Jerusalem zu vertreiben. 37 v.Chr. eroberte Herodes die Stadt mit Unterstützung der Römer wieder zurück und begann umfangreiche Bauarbeiten, wodurch Jerusalem zu einer der schönsten Hauptstädte wurde (vgl. 5 in Bild 3). Die Krönung der Bautätigkeiten war die umfangreiche Restaurierung und Erweiterung des Tempels auf einer künstlich erhobenen Plattform (vgl. Bild 6). Zur Zeit seiner Regierung wurde Jesus als Sohn des Zimmermanns Joseph aus Nazareth geboren (vgl. Matthäus 1+2; Geburt Jesu ca. 7-4 vor unserer Zeitrechnung). Bild 6: Modell der Stadt Jerusalem und des Tempels zur Zeit Herodes im Israelmuseum in Jerusalem Bild 7: Die Mauerverläufe Jerusalems zur Zeit Jesu und der heutige Mauerverlauf; (1) Tempel, (2) Tempel-platz, (3) Stadtgebiet zur Zeit Herodes des Großen (ungefähr zur Zeit vor Jesus), (4) Erweiterungen durch Agrippa I. (37-44 n.Chr.), (5) Heutige Altstadt bzw. Mauer aus Osmanischer Zeit (16. Jh. n.Chr.) Als Herodes 4 v.Chr. starb, wurden seine Söhne Herodes Archelaos Ethnarch1 über Judäa, Samaria und Idumäa, Herodes Antipas Tetrarch2 über Galiläa und Peräa und Herodes Philippos Tetrarch2 über Gaulanitis (Golan), Trachonitis, Batanäa und Panias (vgl. Lukas 3). 6 n.Chr. wurde Archelaos ins Exil geschickt und sein Königreich zu einer römischen Provinz gemacht. Von da an herrschten römische Prokuratoren über das Land und die Stadt Jerusalem. Mit diesem politischen Wechsel verlor Jerusalem die Position als administrative Hauptstadt. Bis zur jüdischen Revolte 66 n.Chr. herrschten insgesamt 14 römische Prokuratoren über die Stadt. Die jüdischen Rebellen eroberten Jerusalem und vertrieben den Prokurator Florus und seine Truppen. Doch schon 4 Jahre später, im Frühjahr 70 n.Chr., eroberte Titus mit der V., X., XII. und XV. Legion Jerusalem und zerstörte die Stadt und den Tempel (vgl. Bild 8). Nach dem Sieg verblieb die X. Legion in Jerusalem und errichtete ein Camp in den Ruinen. Bild 8-1: Schätze aus dem Jerusalemer Tempel, darunter auch die Menora, werden nach der Belagerung und Zerstörung Jerusalems (70 n.Chr.) im Triumphzug nach Rom gebracht (Originaldarstellung auf der Innenseite des Titusbogens in Rom). Bild 8-2: Das Relief auf der gegenüberliegenden Seite zeigt den Triumphzug des Titus (Bild mit Titusbogen) Durch das Toleranzedikt von Mailand (13. Juni 313 n.Chr.) unter Konstantin dem Großen endeten die Christenverfolgungen im römischen Reich, und das Christentum wurde zur staatlich anerkannten Religion, unter Theodosius II. ab 324 n.Chr. schließlich zur Reichsreligion. In der byzantinischen Zeit (324-614 n.Chr.) wurde Jerusalem ein wichtiges Zentrum für Christen. Bild 9: Jerusalem, wie es auf der Mosaikkarte von Medeba (Original: St. Georgskirche aus dem 6. Jahrhundert n.Chr.) dargestellt ist. Die Vergrößerung ist eine Rekonstruktion und ist in der Altstadt Jerusalems (Cardo Maximus) zu sehen. Im 7. Jahrhundert wurde Jerusalem von mehreren Kriegen heimgesucht, die jedesmal eine Welle der Zerstörung mit sich brachten, gefolgt vom Wiederaufbau. Zuerst eroberten 614 die Perser die Stadt, die bereits 628 von einer großen byzantinischen Armee zurückerobert wurde. 638 eroberte der muslimische Kalif Omar I. die Stadt, die dann für die folgenden 461 Jahre unter islamischer Verwaltung blieb. In dieser Zeit bildete sich das muslimische Viertel im Zentrum der Stadt, das jüdische Viertel im Nordosten, das christliche Viertel im Nordwesten und das armenische Viertel im Südwesten innerhalb der Stadt3. Die muslimischen Herrscher gehörten wechselnden Dynastien an. So herrschten 660-750 die Umayyaden, 750-878 die Abbasiden, die Tuluniden, 935-969 die Ikhshiden und 969-1098 die Fatimiden. Vor allem unter Letzteren wuchs die Verfolgung „Ungläubiger“, also Juden und Christen. Auf dem Höhepunkt 1009 wurden viele christliche Stätten, darunter auch die Grabeskirche, zerstört. Nach dem Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos um militärische Unterstützung rief Papst Urban II. zu einem Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems auf, und 1099 wurde die Stadt erobert. Sie blieb bis 1187 unter christlicher Herrschaft. 1187 eroberte Saladin Jerusalem, und bis 1267 die Mamelukken die Stadt eroberten herrschten die Ayyubiden. 1517 eroberten schließlich die Türken die Stadt und 1538 wurde unter Süleyman dem Prächtigen, die heutige Stadtmauer erbaut. Die Stadt blieb für 400 Jahre unter osmanischer Herrschaft, die erst 1917 im Ersten Weltkrieg durch die Briten beendet wurde. Ab 1882 wanderten verstärkt Juden überwiegend aus Osteuropa, Russland, Rumänien und dem Jemen wieder in Palästina ein. Gründe hierfür waren u.a. die wachsende Verfolgung in den verschiedenen Gebieten und Ländern. Von 1882 bis zur Machtergreifung Hitlers 1933 wanderten etwa 370.000-385.000 [Alija] ein (fünf Alijot - wörtlich „Aufstieg“ d.h. Rückkehr von Juden in das Gelobte Land) und siedelten sich zusätzlich zu denen im Land verbliebenen Juden wieder an. Am 14. Mai 1948 wurde Israel als freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat gegründet mit Jerusalem als Hauptstadt. Bild 10: Die Knesset in Jerusalem. Im Vordergrund steht die siebenarmige Menora mit Reliefs aus der Geschichte Israels. Bild 11: Das Arbeitszimmer des ersten Ministerpräsident von Israel, David Ben-Gurion (Amtszeit 1948 bis 1954; oberes Bild) und sein Grab und das seiner Frau Paula Ben-Gurion (unteres Bild), in ihrem Wüstenzuhause in Sde Boker.
Geschichtlicher ÜberblickDie Geschichte Jerusalems mit einigen signifikanten Eckdaten:
Tabelle 1: Die Geschichte Jerusalems mit einigen signifikanten Eckdaten
Biblischer BezugEine kleine Auswahl von ungefähr 300 Bibelstellen in denen Jerusalem genannt wird:
Anmerkungen
Links
Quellen
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Dok. oibje00101 zuletzt aktualisiert: 25.11.2018 |