Toledot - Die Welt der Bibel

Jeremia 2

Auf Untreue folgt Gericht (2-6)

Das treulose Volk

 1  Das Wort Jahwes kam zu mir. Er sagte:  2  "Geh und ruf es Jerusalem in die Ohren: So spricht Jahwe:

'Ich denke an deine Jugendtreue, / an die Liebe deiner Brautzeit, / wie du mir folgtest in der Wüste, / in dem Land, wo gar nichts wächst.  3  Israel war Jahwe geweiht, / es war die Erstfrucht seiner Ernte. / Wer davon aß, machte sich schuldig, / Unglück kam über ihn', spricht Jahwe.

 4  Hört das Wort Jahwes, ihr Nachkommen Jakobs, / ihr Sippen vom Haus Israel!  5  So spricht Jahwe: / Welches Unrecht fanden eure Väter an mir, / dass sie sich von mir entfernten, / dass sie dem Nichts nachliefen / und so selbst zu Nichts geworden sind. (Micha 6,3-6)  6  Sie fragten nicht: / 'Wo ist Jahwe, der uns aus Ägypten geführt, / der uns den Weg wies durch die Wüste, / durch ein wildes, zerklüftetes Land, / ein Land des Durstes und des Dunkels, / das niemand bewohnt und niemand durchzieht?'

 7  Ich brachte euch ins Gartenland, / damit ihr dessen Frucht und Güter genießt. / Doch kaum wart ihr dort, habt ihr es besudelt, / habt mir mein Eigentum zum Abscheu gemacht.  8  Die Priester fragten nicht: 'Wo ist Jahwe?' / Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, / die Hüter des Volkes brachen mit mir. / Die Propheten weissagten für Baal[*]Baal bedeutet "Herr" oder "Gebieter". Er wurde als Fruchtbarkeitsgott in Kanaan verehrt., / liefen den Nichtsnutzen nach.

 9  Darum klage ich euch weiterhin an, spricht Jahwe. / Auch eure Enkel verklage ich noch!  10  Fahrt doch zu den Inseln der Kittäer[*]Die Kittäer bewohnten Zypern und die griechischen Inseln., / schaut euch dort um! / Schickt Leute nach Kedar[*]Kedar. Arabischer Stamm südöstlich von Israel. Nomadisierende Händler, als Kämpfer gefürchtet., / erkundigt euch genau! / Ist jemals so etwas geschehen?  11  Hat je ein Volk seine Götter getauscht? / Dabei sind es noch nicht einmal Götter! / Doch mein Volk tauscht seine Herrlichkeit ein / gegen das, was gar nichts nützen kann! (Röm. 1,23)  12  Schaudert, ihr Himmel, / bebt vor Entsetzen, / spricht Jahwe.  13  Denn mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich verließen sie, / die Quelle lebendigen Wassers, / um sich Regengruben auszuhauen, / Zisternen mit Rissen, / die das Wasser nicht halten. (Jer. 17,13; Ps. 36,10)

 14  Ist Israel denn ein Sklave, / gar ein Sklave von Geburt? / Warum ist es zur Beute geworden?  15  Junglöwen brüllten über ihm. / Sie haben sein Land zur Wüste gemacht. / Seine Städte sind verbrannt und menschenleer.  16  Nun kommen auch noch die Ägypter / von Memphis[*]Memphis war die alte Hauptstadt Ägyptens, 21 km südlich vom heutigen Kairo. und Tachpanhes[*]Tachpanhes war eine Grenzfestung gegen Syrien und Israel in der Nähe von Pelusium im äußersten Nordosten von Ägypten. / und weiden dir den Scheitel ab. (Jer. 44,1)  17  Das hast du dir selbst zuzuschreiben, / denn du hast Jahwe, deinen Gott, verlassen, / als er dich noch auf seinem Weg führte. (Hos. 13,9)  18  Was nützt es jetzt, nach Ägypten zu laufen? / Willst du das Nilwasser trinken? / Was nützt es, nach Assyrien zu gehen? / Willst du aus dem Euphrat schöpfen?  19  Deine Bosheit bringt dich ins Unglück, / dein treuloses Treiben führt die Strafe herbei. / Sieh doch ein, wie schlimm und bitter es ist, / Jahwe, deinen Gott, zu verlassen / und keine Ehrfurcht zu haben vor mir, / spricht Jahwe, der Herr aller Heere.

 20  Denn von jeher zerbrachst du dein Joch[*]Ein Joch war der Holzrahmen, mit dem zwei Rinder vor Wagen oder Pflug gespannt wurden. Im übertragenen Sinn bedeutet es die Herrschaft, unter der man steht., / sprengtest deine Fesseln. / 'Ich will nicht dienen!', sagtest du / und legtest dich als Hure / auf jeden hohen Hügel / und unter jeden grünen Baum. (Jer. 3,6; Jes. 57,5; Hesek. 6,13)  21  Ich hatte dich als Edelrebe gepflanzt, / du warst ein erlesenes Gewächs. / Wie hast du dich verwandelt! / Ich sehe nur noch entartete Reben, / einen fremden, verwilderten Weinstock. (Jes. 5,1-4)  22  Auch wenn du dich mit Lauge wäschst, / wenn du noch so viel Waschpaste nimmst, / der Schmutz deiner Schuld bleibt immer vor mir, / spricht Jahwe, der Herr.

 23  Wie kannst du nur sagen: / 'Ich bin nicht befleckt, / hatte nichts mit Götzen[*]Götzen. Wörtlich: Baalen. Baal bedeutet "Herr" oder "Gebieter" und war der Name des kanaanäischen Fruchtbarkeitsgottes. In der Mehrzahlform sind allgemein die fremden Götter gemeint oder die vielen Baalsheiligtümer im Land. zu tun!'? / Schau auf dein Treiben im Tal[*]im Tal. Gemeint ist wohl das Hinnom-Tal bei Jerusalem, ein Zentrum götzendienerischen Treibens., / denk über deine Taten nach! / Du brünstiges Kamel / läufst ständig hin und her.  24  Die wilde Eselin, / an die Wüste gewöhnt: / Vor lauter Gier schnappt sie nach Luft, / ihre Brunst ist nicht zu bremsen. / Wer sie sucht, muss sich nicht müde laufen, / in ihrer Brunstzeit findet er sie.  25  Erspare deinem Fuß die Blöße, / deiner Kehle den Durst! / Doch du sagst: 'Nein, verdammt noch mal! / Ich liebe diese Fremden und laufe ihnen nach!'

 26  Wie ein ertappter Dieb beschämt dasteht, / so muss sich das Haus Israel schämen: / alle, die dazu gehören, / ihre Könige und hohen Beamten, / ihre Priester und ihre Propheten.  27  Sie sagen zum Holzstück: 'Du bist mein Vater!', / und zur Steinfigur: 'Du brachtest mich zur Welt!' / Mir kehren sie den Rücken zu / und nicht das Gesicht. / Doch wenn das Unglück sie trifft, dann schreien sie: / 'Steh auf und rette uns!'  28  Wo sind denn deine Götter, / die du dir selber machst? / Lass sie doch aufstehen, falls sie helfen können, / wenn dann dein Unglück kommt. / Denn so zahlreich wie deine Städte / sind deine Götter, Juda! (Richt. 10,14; Jer. 11,13)

 29  Warum klagt ihr mich an? / Ihr habt doch mit mir gebrochen, / spricht Jahwe.  30  Vergeblich schlug ich eure Söhne, / sie ließen sich nicht erziehen. / Euer eigenes Schwert fraß eure Propheten / wie ein Löwe, der alles ins Verderben reißt. (Jes. 1,5)  31  O gegenwärtiges Geschlecht! Beachtet doch das Wort Jahwes! / War ich für Israel denn eine Wüste, / war ich ein finsteres Land? / Warum sagt mein Volk: 'Los, wir gehen! / Wir kommen nicht zu dir zurück.'  32  Vergisst ein Mädchen seinen Schmuck, / eine Braut ihren prächtigen Gürtel? / Doch mein Volk vergaß mich / schon so unendlich lange Zeit.  33  In der Jagd nach Liebhabern bist du unübertrefflich. / So hast du dich an deine Verbrechen gewöhnt.  34  Ja, an deinen Säumen findet sich das Lebensblut schuldloser Armer, / und die hast du nicht beim Einbruch ertappt! / Ja, es fand sich sogar noch mehr.  35  Und bei allem sagst du immer noch: / 'Ich bin doch ohne Schuld! / Er wird schon nicht mehr zornig auf mich sein!' / Gerade deshalb mache ich dir den Prozess. (Jes. 43,26)  36  Warum hast du es nur so eilig, deine Politik zu verändern? / Ägypten wird dich genauso enttäuschen, / wie dich Assyrien ernüchtert hat.  37  Auch von dort kommst du ratlos zurück, / die Hände vorm Gesicht. / Jahwe hat die verworfen, auf die du vertraust. / Mit ihnen gelingt es dir nicht."

 

© 2019 by Karl-Heinz Vanheiden (Textstand 19.12)
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