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Hoheslied 4

Die erste Nacht (4)

 1  Wie schön du bist, meine Freundin, / wie wunderschön! / Deine Augen sind Tauben / hinter deinem Schleier[*]Schleier. Hier ist der Brautschleier gemeint.. / Dein Haar ist eine Herde schwarzer Ziegen, / die herunterspringen vom Gebirge Gilead[*]Gilead. Die Berge im Ostjordanland waren besonders gut für die Viehzucht geeignet.. (Hohesl. 5,12; Hohesl. 6,5)  2  Deine Zähne sind weiß wie eine Herde geschorener Schafe, / die gerade aus der Schwemme steigt. / Sie alle werfen Zwillinge, / keins hat einen Fehlwurf[*]Zwillinge, Fehlwurf. Jeder Zahn hat seine Entsprechung im anderen Kiefer. Es gibt keine Zahnlücke. gehabt. (Hohesl. 6,6)  3  Deine Lippen sind wie eine karmesinrote Schnur, / lieblich ist dein Mund. / Wie eine Granatapfelscheibe / schimmert deine Schläfe hinter dem Schleier hervor. (Hohesl. 6,7)  4  Dein Hals ist rund wie der Davidsturm, / tausend Schilde hängen daran, / die Rüstung der Helden. (Hohesl. 7,5)  5  Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, / die Zwillinge einer Gazelle, / die in Lilienwiesen weiden. – (Hohesl. 7,4)  6  Wenn der Abendwind weht und die Schatten fliehen, / will ich zum Myrrhenberg gehen, / zum Weihrauchhügel hin. (Hohesl. 2,17)  7  Alles an dir ist schön, meine Freundin, / kein Makel ist an dir. (Ps. 45,14)

 8  Komm mit mir, meine Braut, / steig vom Libanon[*]Libanon. Die Gipfel des Libanongebirges stehen hier vielleicht für die sexuelle Distanz, die das Liebespaar einhielt. herab, / weg vom Gipfel des Amana, / vom Gipfel des Senir, dem Hermon, / weg von den Verstecken der Löwen, / den Bergen der Panther.  9  Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester[*]Schwester. Im damaligen Orient war das ein geläufiger Kosename eines Ehemanns für seine Frau., meine Braut, / du hast mich betört mit einem einzigen Blick, / mit einem einzigen Kettchen von deinem Hals.  10  Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, Braut! / Deine Liebe ist viel köstlicher als Wein, / der Duft deiner Salben betörender als jeder Balsamduft.  11  Honig träufeln deine Lippen, meine Braut, / und unter deiner Zunge sind Honig und Milch. / Deine Kleider duften wie der Libanon.

 12  Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, / ein verschlossener Brunnen, ein versiegelter Quell.  13  Ein Lustgarten rankt sich aus dir, / Granatapfelbäume voll köstlicher Frucht, / Hennasträucher mit Narden,  14  Narde und Safran[*]Safran. Die getrockneten und pulverisierten Stempel und Staubgefäße eines kleinen Krokus wurden als Küchengewürz verwendet., / Gewürzrohr und Zimt / samt allerlei Weihrauchgewächsen, / Myrrhe und Aloë / samt Balsamsträuchern allerbester Art.  15  Ein Gartenquell bist du, / ein Brunnen lebendigen Wassers, / das vom Libanon her fließt.

 16  Nordwind wach auf! / Du, Südwind, komm! / Wehe durch meinen Garten / und lass seine Düfte verströmen! / Komm, mein Geliebter, in deinen Garten, / genieße seine köstliche Frucht!

 

© 2019 by Karl-Heinz Vanheiden (Textstand 19.12)
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2Eines Tages sagte die Moabiterin Rut zu Noomi: "Ich möchte gern hinausgehen und die Ähren auflesen, die auf dem Feld liegen geblieben sind. Irgendjemand wird es mir sicher erlauben." – "Geh nur, meine Tochter!", sagte Noomi. 3Rut kam zu einem Feld und las Ähren hinter den Schnittern auf. Es fügte sich, dass das Feldstück zum Besitz von Boas gehörte. 4Im Lauf des Tages kam Boas aus der Stadt zu seinen Leuten hinaus. "Jahwe sei mit euch!", begrüßte er seine Schnitter. "Jahwe segne dich!", erwiderten sie. 5Boas fragte den Mann, der die Aufsicht führte: "Zu wem gehört diese junge Frau?" 6"Es ist eine Moabiterin, die mit Noomi aus dem Ackerland Moabs zurückgekommen ist", erwiderte der junge Mann. 7"Sie hat gefragt, ob sie hinter den Schnittern her die Ähren auflesen darf. Vom Morgen an bis jetzt war sie auf den Beinen und hat sich kaum in den Schatten gesetzt." 8Da sagte Boas zu Rut: "Hör zu, meine Tochter! Geh nicht auf ein anderes Feld zum Ährenlesen. Bleib hier und halte dich zu meinen Mägden. 9Geh hier auf dem Feld hinter ihnen her. Ich habe meinen Leuten befohlen, dich nicht zu belästigen. Und wenn du Durst hast, dann geh zu den Krügen und trink von dem Wasser, das meine Leute sich dort schöpfen."

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