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Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit

§1. Dass drei unterschiedliche Personen in dem göttlichen Wesen sind, dass eine jede Person Gott ist, nämlich dass der Vater Gott ist, der Sohn Gott ist, und der Heilige Geist auch Gott ist, und dass es doch nur ein Gott ist, ist ein Geheimnis erster Ordnung, welches uns der verborgene Gott in seinem heiligen Wort offenbart.

§2. Die eingeschränkte Vernunft begreift das Dasein, oder dass es sei, nicht, vielweniger das Wesen davon. Sie schließt auf sich selbst gestellt, dass der einzige Gott, der notwendigerweise sein muss, in ansehen der Natur eines Wesens, wenn dieses nicht geteilt werden soll, auch nur ein Individuum sein kann. Da nun in der Natur kein Grund (Beispiel) ausfindig zu machen ist, daraus das Dasein dieses Geheimnisses erkannt werden kann, so handeln diejenigen höchst unvernünftig, die eine unbegreifliche Sache in die Schranken menschlicher Erkenntnis zwingen wollen. Hier nützt kein Grübeln sondern eine demütige und ehrfurchtsvolle Verwunderung. Eins ist drei und drei ist eins, dies sieht die Vernunft als eine wunderliche Rechnung an, und doch bleibt es eine unumstößliche göttliche Wahrheit.

§3. Die Erläuterungen dieses hohen Geheimnisses, die aus der Natur genommen werden, sagen ebenfalls nicht viel aus. Alle Vergleiche haben, wenn sie angewendet werden, eine schlechte Grundlage. Ja es ist unbestreitbar, dass dem, dem das Dasein der Dreifaltigkeit unbekannt ist, mit seiner Vernunft durch solche Vergleiche aus der Natur es doch nicht begreifen kann. Man könnte es durch folgende Beispiele verdeutlichen:

Mit einem Baum, der aus Wurzel, Stamm und Ästen besteht, und doch nur ein Baum ist.
Mit drei zusammengebundenen Fackeln, die nur ein Licht machen.
Mit einem Klee, der drei Blätter hat.
Mit einer Triangel, die drei Winkel hat.
Mit der menschlichen Seele, die eine Erinnerungs-, Einbildungs- und Beurteilungskraft hat.
Mit der Vorstellungskraft der Seele, die sich in dreifacher Art äußert. Sie erkennt einige Wege zu diesem oder jenem Ziel zu gelangen; sucht und ordnet die Mittel, die bei diesem oder jenem Weg anzuwenden sind, und sieht diesen oder jenen Weg für gut an und ist doch nur eine Seele.

§4. Nicht nur das Dasein der Dreifaltigkeit ist außerhalb der Schranken der Vernunft, sondern es bleibt auch das Wesen dieses wundervollen Geheimnisses, obwohl die Heilige Schrift, die Bibel dieses offenbart, dennoch unbegreiflich. Wer kann mit seinem Verstand die Art und Weise, wie es sein kann, dass drei Personen in einem göttlichen Wesen sind, ermessen? Die schärfste Vernunft wird hier die Segel streichen. Wer sich rühmt, ein solches Geheimnis zu verstehen, verdient einen Platz unter den „Übervernünftigen“ oder boshaften Prahlern. Und was soll die Grundlage sein, mit der man sich herausnimmt ein geoffenbartes so hohes Geheimnis aus Vernunftgründen herzuleiten? Hat man es mit Gläubigen zu tun, so sind solche gesegneten Kinder ohnehin davon überzeugt, dass es eine unleugbare Wahrheit ist, weil es der gesagt hat, der nicht lügen kann (Hebräer 6,18). Muss man sich mit Ungläubigen beschäftigen, so werden bei solchen alle ergrübelten Erklärungen eher zu Spott führen, als zu einer Überzeugung beitragen.

§5. Die Schrift selbst sagt deutlich genug, dass man von drei Personen in der Gottheit aus der Natur nichts weiß. Niemand kennt den Sohn, denn nur der Vater; und niemand kennt den Vater, denn nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren (Matthäus 11,27). Niemand weiß, was in Gott ist, außer der Geist Gottes selbst (1. Korinther 2,11). Das aber, was niemand weiß, als der Vater, der Geist Gottes, der Sohn, und wem es der Sohn offenbart, oder aus freiem Willen offenbaren will, das kann aus natürlichen Gründen nicht bekannt sein. Nun weiß niemand, dass ein Vater und ein Sohn in der Gottheit ist, außer der Geist, der Vater, der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Folglich kann aus der Natur nicht bekannt sein, dass ein Vater, Sohn und Geist in der Gottheit ist.

§6. Hingegen lehrt die Bibel deutlich genug, (a) dass mehrere, als einer sind, denen das göttliche Wesen zukommt. Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist (1. Mose 3,22; siehe Adam §1). Da nun Gott sagt: Adam wollte werden wie einer von uns; oder ist gewesen wie einer von uns, indem er das göttliche Ebenbild gehabt hat; so müssen es mehrere sein, denen das göttliche Wesen zukommt. Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei (1. Mose 1,26). Lasst uns herniederfahren, und ihre Sprache daselbst verwirren (1. Mose 11,7). Gedenke an deinen Schöpfer, an die, welche dich geschaffen haben, im hebräischen steht dies in der Mehrzahl, in deiner Jugend (Prediger 12,1). Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann, die um dich freien, sind die, die dich gemacht haben (Jesaja 54,5) u.v.m.

§7. (b) Diese mehrere in der Gottheit werden sowohl im Alten als auch im Neuen Testament ausdrücklich mit drei benannt, nicht weniger und nicht mehr. In der alten Haushaltung Gottes ist die Lehre von drei Personen in der Gottheit ebenso bekannt gewesen. Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht, und all sein Heer durch den Geist seines Mundes (Psalm 33,6). Der, welcher den Himmel und all sein Heer geschaffen hat, ist der wahre und einige Gott; nun aber hat der Herr, der Vater, das Wort, der Sohn, und der Geist seines Mundes, der Heilige Geist, den Himmel und all sein Heer geschaffen; folglich ist der Herr, das Wort des Herrn und der Geist seines Mundes der wahre einige Gott. Von der Zeit an, da es geredet wird, bin ich da; und nun sendet mich der Herr Herr, und sein Geist (Jesaja 48,16). Da der Herr und der Geist unterschieden werden und beide Sendende sind, auch der dritte, der gesendet wird, von beiden unterschieden wird; so muss der Herr ein anderer sein, der Geist ein anderer, und der, der gesendet wird, ein anderer sein. Ein anderer ist also der Vater, ein anderer der Sohn und ein anderer der Heilige Geist. Siehe auch 4. Mose 6,24-26, Jesaja 6,3 und Jesaja 61,1.

§8. Im neuen Bund heißt es u.a. Sprüchen: Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen Tröster geben, dass er bei euch bleibe ewiglich (Johannes 14,16). Wenn nun der Geist von dem Vater gegeben wird, so muss er ein anderer sein, als der Vater, und da er ebenfalls von dem, der da redet, nämlich Christus sich unterscheidet, so muss auch er ein anderer als Christus sein. Ein anderer ist also der Vater, ein anderer der Sohn, ein anderer der Heilige Geist. Gehet hin und lehret alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (Matthäus 28,19). Soll der Heilige Geist nur eine Eigenschaft Gottes sein, so wäre es höchst unlogisch, im Namen und Befehl von zwei Personen, und dann im Namen und auf Befehl einer Eigenschaft Gottes zu taufen. Siehe auch Matthäus 3,16+17. Von diesem Ort sagen die Alten: Gehe hin an den Jordan, so triffst du die heilige Dreifaltigkeit an. Lukas 1, 26-35.

§9. Diese drei Personen in der Gottheit, Vater, Sohn und Geist sind eins und eines unteilbaren Wesens, nämlich der einzige wahre Gott, außer dem sonst keiner ist. Denn Gott ist in Personen, nicht aus Personen. Höre Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Gott (5. Mose 6,4). Es ist kein anderer Gott, denn der einige (1. Korinther 8,4). Wenn nun drei Personen in der Gottheit sind, welchen göttliche Namen, Eigenschaften und Werke zugeschrieben werden, und doch nur ein einziger Gott ist, so folgt daraus, dass diese drei Personen eins und eines unteilbaren Wesens sein müssen, oder dass diese drei Personen nur ein Gott sind. Da nun drei Personen in der Gottheit sind, und doch nur ein einiger Gott ist, so sind diese drei Personen eins und eines unteilbaren Wesens (1. Johannes 5,7; siehe „Drei“ §6). Denn wenn das göttliche Wesen vervielfältigt werden könnte, so wäre es ja nicht ein einiger Gott. Es ist aber ein einiger Gott, wie die Vernunft erkennt, und die Schrift bestärkt, folglich kann es nicht vervielfältigt werden, so haben Vater, Sohn und Geist, welchen dreien das göttliche Wesen zukommt, nach der Schrift ein einig göttlich Wesen. Lies übrigens von der Gottheit Christi und des heiligen Geistes unter dem Schlagwort „Christus und Geist“ (§3f.)

§10. Inzwischen wird eine gereinigte Vernunft, die mit und nicht gegen die Bibel denkt, in diesem hohen Geheimnis nichts Widersprüchliches finden und vielmehr solches ehrerbietig annehmen. Sie kann schließen: Gott ist, ohne jeden Streit, vollkommen und das höchste Gut, folglich muss er sich auch auf die vollkommenste Art mitteilen können; da nun die Mitteilung eines gleichen Wesens, ohne alle Vervielfältigung, die vollkommenste Art ist, so kann sich Gott auch auf diese Art mitteilen. Denn da die höchste Glückseligkeit bei Gott zu finden ist, und ein einzelner nicht so glückselig ist wie mehrere, so kommt ihr die Vielheit der Personen in der Gottheit nicht unwahrscheinlich vor und setzt deren Zahl in tiefer Ehrfurcht gegenüber der göttlichen Wahrheit mit der Schrift auf drei.

 


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Quelle:
 
Gottfried Büchner (1757)
Biblische Real- und Verbal-Concordanzien oder Inbegrif der biblischen Gottesgelahrtheit darinnen Personen, Länder, Städte, Flecken, Gegenden, Wasser, Berge, Götzen, Gebräuche, Münz Gewicht und Maas beschrieben, die verschiedenen Bedeutungen der Wörter nebst deren Nachdruck erörtert und in jedem die Sprüche aus der ganzen heiligen Schrift so wohl den Nominibus, Verbis, als Adjectivis nach angeführet, die dunklen und schweren Oerter erkläret, die Vorbilder angemerket besonders die Glaubens- und Lebenspflichten unserer allerheiligsten Religion abgehandelt werden zum Gebrauch derer welche in der Schrift forschen und sich in der geistlichen Beredsamkeit üben wollen nebst einer neuen Vorrede heausgegeben von Gottfried Büchnern der Weltweish. Mag. auf der Universität Jena.
Zweite und vermehrte Auflage. Jena, bei Christian Heinrich Cuno 1757.

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