Toledot - Die Welt der Bibel |
Dr. Martin Luther - Sein Leben und WirkenAm 18. Februar 1546 starb der Reformator der Kirche und der Wiederentdecker des Evangeliums Jesu Christi nach einem wechselhaften und arbeitsreichen Leben. In seinem Sterbezimmer fand man nach seinem Tod auf einem Tisch einen Zettel, den er noch am Abend vor seinem Heimgang geschrieben hatte: „Den Vergil kann in seinen Bucolicis und Georgicis1 niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Hirte oder Landwirt gewesen; den Cicero in seinen Briefen2 (so stelle ich mir‘s vor) versteht niemand, wenn er nicht zwanzig Jahre in einem hervorragenden Staatswesen sich betätigt hat; die Heilige Schrift meine niemand genügend verschmeckt zu haben, er habe denn hundert Jahre mit den Propheten Kirchen geleitet. Darum ist es etwas ungeheuer Wunderbares um (1.) Johannes den Täufer, (2.) Christus, (3.) die Apostel.3 Du lege nicht Hand an diese göttliche Äneis,4 sondern verehre gebeugt ihre Fußtapfen! Alle menschliche Größe ist ein Geheimnis. Über Jahrhunderte hinweg strahlt der magische Glanz so manches Großen der Erde; über das dumpfe Gewimmel der Masse ragen in mythischer Größe die Männer hinaus, die durch eine einmalige, eine unersetzliche Leistung ihrer Zeit die Prägung aufdrückten und die Welt formten. Gehört nicht auch Dr. Martin Luther zu diesen Großen der Weltgeschichte? Wie hat Luther selbst über seine eigene Größe gedacht, der kurz vor seinem Tod die Worte schrieb: „Wir sind Bettler, das ist wahr“? Er kann von seiner eigenen Größe nicht reden, denn er hat seinen Ruhm allein und ganz in Christus. Seine Berufung gründet sich nicht auf eine geheimnisvolle Notwendigkeit, auf ein Teilhaben an den Plänen des Weltgeistes, innerhalb deren er sich selbst den wirksamsten Platz anweist. Seine Berufung steht und fällt vielmehr mit dem ihm übertragenen Amt eines Doktors der Heiligen Schrift, das ihn zur Schriftauslegung und Wortverkündigung verpflichtet und in dessen hartem, oft schwer genug getragenen Zwang er Gottes Auftrag erkennt. Er ist dabei nur das Werkzeug, das lebenslänglich im Dienst Gottes steht. Wie könnte Luther, mitten hineingestellt in den gewaltigen Kampf Gottes mit dem Satan, allein gehalten durch die Vollmacht seines Auftrags und die Gnade der Vergebung, von seiner Größe reden? Sein Ruhm wird nie ein menschlicher Ruhm sein, bei dem sich die Menschheit in freiwilliger Huldigung vor einem ihrer Großen beugt, in welchem sie sich selber edler, reiner, größer wiedererkennt; Luthers Dienst verstehen wird man nur da, wo man das Evangelium kennt, und da wird man nicht Luther rühmen, sondern Christus allein. Der in der Schlosskirche in Wittenberg begrabene Bettler ist zu Asche und Staub geworden. Sein Reichtum, sein Ruhm und seine Ehre aber ist Christus, derselbe Herr, der auch heute zu denen spricht, die Ihm gehören: „Ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ [Fausel 1966]
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